Original scientific paper
Wissenschaftspolitik und Modernisierung in Kroatien
Ivan ROGIĆ
Abstract
Der Verfasser untersucht drei verschiedene Zeitabschnitte in
der jüngeren kroatischen Geschichte, die die Modernisierung
des Landes umfassen, sowie die Frage, inwiefern die Wissenschaft
innerhalb dieses Zeitraums gegenwärtig ist. Im ersten
Zeitabschnitt (bis 1940) ist nach Meinung des Verfassers die
Wissenschaftspolitik kein selbstständiges Unterfangen, sondern
wird im breiteren Rahmen einer kulturellen Modernisierung
realisiert. Auf dieser Grundlage entstehen eine
nationale Universität sowie eine nationale Akademie der
Wissenschaften und Künste. Die Wissenschaftspolitik als
Form der kulturellen Modernisierung wird von zwei
Hauptzielen vorangetrieben: (1) Beseitigung des Analphabetentums,
(2) Ausformung einer nationalen Intelligenzija
sowie einer Nationalidentität. Erst am Rande erscheint ein
weiteres, drittes Ziel: die Entstehung von Intellektuellengruppen,
die über eine spezialisierte technische Ausbildung
verfügen. Im zweiten untersuchten Zeitabschnitt (1945–1991)
werden die Trends der Wissenschaftspolitik fortgesetzt. Doch
zugunsten der industriellen und urbanen Entwicklung werden
neue, autonome Auslöser der Wissenschaftspolitik ausgebildet.
Dies ist nach Meinung des Verfassers eine neue und
spezifische Realität, die mit dem Syntagma der technischen
Gesellschaft umschrieben wird. Obwohl diese Realität durch
die damalige Gesellschaftsordnung in einem beschränkten
Rahmen existiert, gelingt es ihr doch, auf autonome Weise
Anregungen zur Entwicklung der Wissenschaft zu mehren.
Dies erleichtert zudem die Gründung dreier neuer Universitäten
sowie die Mehrung verschiedener technischer Hochschulen.
Auf der anderen Seite jedoch steht das Regime mit
seiner totalitären Grundlage, das einen starken, einengenden
Druck ausübt und somit jegliche wissenschaftliche Initiativen fossilisiert. Der dritte Zeitabschnitt setzt nach 1991
ein und wird, so der Verfasser, durch das Fehlen eines
Modernisierungssubjektes charakterisiert. In der Schlussfolgerung
heißt es, dass es nicht möglich sei, eine Wissenschaftspolitik
ohne Modernisierungssubjekt zu konstituieren.
Der Autor schlägt daher vor, eine Grundlage vorzubereiten,
auf der ein solches Subjekt sich selbst gestalten könnte.
Diese Grundlage bezeichnet er als Entwicklungsbündnis
zwischen den gesellschaftlichen Hauptakteuren.
Keywords
Hrčak ID:
19534
URI
Publication date:
30.4.2003.
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