Original scientific paper
MATOŠ UND DIE AVANTGARDE
Dubravka Oraić
Abstract
Der Aufsatz versucht die These über Widersprüchlichkeit der Person und Kunst von A. G. Matoš vom Gesichtspunkt seines Verhältnisses zur Avantgarde zu beleuchten. Aus dieser Sicht wird Matoš’ Widersprüchlichkeit
als unversöhnlicher Gegensatz zwischen einer expliziten Poetik des Ästhetizismus und einer impliziten Poetik des Antiästhetizismus
gesehen, zwischen seinem heftigen Ablehnen der Avangarde zur Zeit ihres historischen Auftritts und seinen eigenen voravantgardistischen
oder der Avantgarde angemessenen Kunstformen. Die explizite Verneinung der Avantgarde wird am Beispiel einer polemischen Rezension
über J. P. Kamov unter dem Titel Lyrik des Leckens und Poesie des Spuckens (1907) sowie am Beispiel der Aufsätze Apologie des Futurismus
und Der Futurismus (beide 1913) analysiert, während implizite avantgardistische Verfahren in den Novellen Macht des Gewissens (1892) und Die Maus (1899) sowie im Poem Alptraum (1907) untersucht werden. Im Rahmen der europäischen Literatur wird das Poem Alptraum mit Bloks Poem Die Zwölf (1918) verglichen. In den beiden Poemen kam es zum Durchbruch des avantgardistischen Stils bei Autoren, die sonst der Kultur der Avantgarde nicht angehören. Bei Blok (Literatur mit einer kontinuierlichen Entwicklung) geschah dies am Ende einer ruhigen und regelmässigen Entwicklung des russischen Symbolismus zur Avantgarde,
bei Matoš (Literatur mit einer diskontinuierlichen Entwicklung) gingen die Stiltendenzen der Avantgarde dem Avantgarde-Bewußtsein voraus, die literarische Praxis war progressiver als ihre Theorie, die Texte als ihre Metatexte.
Keywords
Hrčak ID:
212726
URI
Publication date:
5.5.1986.
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