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Original scientific paper

DAS LATEINISCHE MYSTERIENSPIEL MUKA SVETE MARGARITE UND DIE GLAGOLITISCHKROATISCHE HAGIOGRAPHISCHE LEGENDENTRADITION

Eduard Hercigonja


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Abstract

Ausgehend von einer Textanalyse und der auf ihren Resultaten beruhenden kritischen Bewertung der Schlußfolgerungen von Carlo Verdiani (in den Arbeiten aus dem Jahre 1957 und 1973) über das Problem der Filiation dreier bekannter Texte der lateinischkroatisfchen Muka svete Margarite (Handschrift, Zadar, Šibenik aus dem Firentinski
hrvatski zbornik der Biblioteca Laurenziana), sowie über die Beziehung der Muka zu der lateinischen und glagolitischen Tradition der Margarethenlegende, soll in der vorliegenden Arbeit gezeigt werden,
daß die glagolitische Legende/Passion (neben der lateinischen) auf jeden Fall die Form der gereimten čakavischen Dramenversion beeinflusst hat. Es werden strukturelle Besonderheiten der (lateinischen
und glagolitischen) Legenden, sowie textuelle und stilistische Merkmale der glagolitischen Versionen aufgezeigt (Texte aus dem Code slave 73 der Pariser Nationalbibliothek oder dem Borislavicev zbornik aus dem Jahre 1375 und der Oxforder Handschrift MS. Can. lit. 414 aus dem 15. Jahrhundert — verfaßt in einer hybriden kirchen- slavisch-cakavischen Sprache, die typisch für die nichtliturgische glagolitische
Literatur des letzten Drittels des 14. Jahrhunderts und später
ist).
Es wird ferner ein Vergleich mit der lateinischen Version derselben
Redaktion aus dem Cod. Vaticano Latino 5771 (Bobbio, 9. Jh.) und ihren Varianten (nach C. Verdiani, II codice Dalmatico-Laurenzia- no) durchgeführt. Der Autor zieht — nach Abschluß der Untersuchungen
— die Schlußfolgerung, daß die Zahl der Lücken in den glagolitischen
Handschriften — verglichen mit den lateinischen — bedeutend kleiner ist als es C. Verdiani — seinen methodischen Ansatz konsequent
verfolgend — angenommen hat, weil er gerade dies als ausschlaggebendes
Argument für seine Behauptung, nicht die glagolitischen Texte könnten wegen ihrer (nicht bestehenden) Lückenhaftigkeit die Basis und Vorlage für den Verfasser des Mysterienspiels sein — sondern
nur die lateinischen, anführt.
In die Diskussion werden auch glagolitische Texte (vollständige und fragmentarische) der Legende von der Hlg. Margarethe einbezogen,
die Verdiani nicht bekant waren, die aber wichtig sind, weil sie neue Erkenntnisse über den Fundus an Handschriften der Margarethenlegende
aus dem Bereich der glagolitischen Literatur, die dem Autoren des Mysterienspiels zur Verfügung gestanden haben konnten, eröffnen. Es wird versucht zu zeigen, wie die glagolitische (und die lateinische) Legende durch ihre strukturelle Besonderheit (beträchtliche
Reduktion der Narration, der Deskription und der Neigung zu Dialogisierung und Monolog) die Strukturierung des Mysterienspiels beeinflusste, welche Beziehungen es gibt, wo Gemeinsamkeiten bestehen
und worin sich Prosa- und Dramenversion unterscheiden. Es wird auf einige spezifische Motive, wie z. B. Agens der Ereignisse und dramatischen Spannung in der Legende und im Mysterienspiel hingewiesen.
In der Anlage ist die lateinische Transliteration der textologisch außerordentlich relevanten Handschrift einer in kirchenslavischer Sprache kroatischen Typs verfaßten Legende aus dem Dabarski brevijar
aus dem Jahre 1486 (die Verdiani nicht bekannt war) und die einer anderen Redaktion angehört als die Texte aus dem Borislavicev zbornik und dem Oxforder glagolitischen Sammelband MS. Can. lit. 414. Mit dieser Arbeit wird noch einmal die Einheitlichkeit der kroatischen
mittelalterlichen Literatur in glagolitischer und lateinischer Prägung bestätigt und es wird darauf aufmerksam gemacht, daß die glagolitischkroatischen Übersetzungen der Legende aus dem Lateinischen
entstanden sind — wenn man nach einigen sehr archaischen kirchenslavischen Elemente urteilt — relativ früh, möglicherweise zur zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts oder gleich zum Beginn des 14. Jahrhunderts (Schon 1375 schrieb Gregor Borislavic die Legende aus einer älteren Vorlage in seinen Sammelband ab!). Zur Übersetzung der Margarethenlegende aus dem Lateinischen ins Italienische schrieb Verdiani: »Fin dal XIV sec. la leggenda fu in Italiu piü volte tradotta in volgare ...« (Kurs. E. H.).

Keywords

Hrčak ID:

212772

URI

https://hrcak.srce.hr/212772

Publication date:

1.5.1987.

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