Synthesis philosophica, Vol. 34 No. 2, 2019.
Original scientific paper
https://doi.org/10.21464/sp34204
Glaskiefer mit Stolz tragen: Ansichten über Frauen im Sport
Ana Maskalan
orcid.org/0000-0001-9969-1507
; Institute for Social Research in Zagreb, Frankopanska ulica 22, HR–10000 Zagreb
Abstract
Sport wird nach wie vor als traditionelle Bastion der Männlichkeit verstanden, die körperliche Qualitäten wie Kraft und Geschwindigkeit sowie psychologische Merkmale wie Aggression und Ausdauer hervorhebt und die Beteiligung von Frauen als unerwünscht und unnötig erachtet. Nichtsdestotrotz erzielten Frauen jahrzehntelang in strikter Trennung von Männern oder in sogenannten „Frauensportarten“ Ergebnisse, die selbst die Aufmerksamkeit der schärfsten Skeptiker verdienen. Aufgrund seiner in der Körperlichkeit fundierten Natur ist Sport immer noch relativ selten ein Bereich des politischen Kampfes für die Gleichstellung der Gender, wenngleich Sportlerinnen gelegentlich mehr für positive Ausflüsse dieses Kampfes getan haben, als es anerkannt wird. In diesem Beitrag erörtere ich die zwiespältige Natur des Sports, die einerseits zur Verwesentlichung der Gender in ihren Unterschieden und zur Versteinerung ihrer Machtverhältnisse beiträgt und andererseits Hinweise auf Zerstörung oder zumindest Zerfall der traditionellen, hierarchisch festgelegten Gendernormen enthält. Das + Paper besteht aus vier Teilen. Im ersten einleitenden Teil erkläre ich die Gründe für die Konzentration meiner Diskussion auf formalisierte Leistungssportarten und Ansätze, die ich verwende. Während ich die biopolitischen Aspekte des Themas akzentuiere, beginne ich meine Analyse mit der Schilderung der proklamierten Leitprinzipien des zeitgenössischen Sports, die im Geiste des Olympismus einbegriffen sind. Im zweiten Teil gehe ich auf die Ontologie des Sports ein, die in den Ideen des Begründers der modernen Olympischen Spiele, Baron Pierre de Coubertin, enthalten ist, und auf die sich daraus ergebenden Faktoren, die die Teilnahme von Frauen am Sport beeinflussen. Diese Faktoren reichen von der Perzeption der angeblich beeinträchtigen physischen und psychologischen Merkmale der Frauen, über die Hypersexualisierung des Körpers von Sportlerinnen oder die Einstellung, dass sie nicht weiblich genug sind, bis zu den Anschuldigungen, dass Sportlerinnen ihre Gesundheit schädigen, indem sie beispielsweise die weibliche Grundpflicht gefährden – die der Mutterschaft. Im dritten Teil habe ich die Argumente von de Coubertin in den zeitgenössischen Kontext gestellt und die Relevanz des Konzepts der hegemonialen Männlichkeit für das gegenwärtige Verständnis der Männlichkeit als auch die Rolle des Sports bei deren Aufrechterhaltung unterstrichen. Im abschließenden, vierten Teil diskutiere ich die emanzipatorischen Aspekte des Sports und schließe daraus, dass sie imstande sind, sowohl die verwesentlichte Weiblichkeit als auch die verwesentlichte Männlichkeit abzuschaffen.
Keywords
Sport; Frauen; Frauensportarten; olympischer Geist; Pierre de Coubertin; Gender; Emanzipation
Hrčak ID:
232366
URI
Publication date:
20.12.2019.
Visits: 5.347 *