Synthesis philosophica, Vol. 20 No. 2, 2005.
Original scientific paper
DER VERKÖRPERTE GEIST: Über komputationale, evolutionäre und philosophische Interprätationen der Kognition
KLAUS MAINZER
Abstract
Die moderne Kognitionswissenschaft kann nicht verstanden werden ohne Einbeziehung der neuesten Errungenschaften aus der Computerwissenschaft, künstlichen Intelligenz (AI), Robotik, Neurowissenschaft, Biologie, Linguistik und Psychologie. Die klassische analytische Philosophie, wie auch die traditionelle AI, setzten voraus, dass alle Arten des Wissens explizit durch formale oder Programmsprachen dargestellt werden müssen. Diese Annahme steht im Widerspruch zu den rezenten Einsichten in die Evolutionsbiologie und Entwicklungspsychologie des menschlichen Organismus. Der größte Teil unseres Wissens ist implizit und unbewusst. Es ist kein formal repräsentiertes, sondern ein verkörpertes Wissen, das durch Handeln gelernt und durch körperliche Interaktion mit ökologischen Nischen und gesellschaftlichen Umgebungen verstanden wird. Dies gilt nicht nur für niedere Fertigkeiten, sondern auch für höher gestellte Domänen: Kategorisierung, Sprache und abstraktes Denken. Die verkörperte Erkenntniswissenschaft, AI und Robotik versuchen, den verkörperten Geist in einer artifiziellen Evolution zu bilden. Vom philosophischen Standpunkt gesehen ist es erstaunlich, wie tief die neuen Ideen des verkörperten Geistes und der Robotik in der Philosophie des 20. Jahrhunderts verankert sind.
Keywords
Hrčak ID:
2441
URI
Publication date:
20.12.2005.
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