Synthesis philosophica, Vol. 38 No. 1, 2023.
Preliminary communication
https://doi.org/10.21464/sp38102
Wesen und Zweck der Charakterologie bei Ludwig Klages und Julius Bahnsen
Stephen Atzert
; University of Queensland, School of Languages and Cultures, St Lucia QLD 4072, Australia
Abstract
Der vorliegende Aufsatz stellt den vorläufigen Versuch dar, Wesen und Zweck von Klages’ Charakterologie mittels seiner Grundlagen der Charakterkunde (Bonn: Bouvier 1951) zu bestimmen und mit Bahnsens Beiträgen zur Charakterologie (Leipzig: Brockhaus 1867) zu vergleichen. Sowohl Julius Bahnsen (1830–1881) als auch Ludwig Klages (1872–1956) gelten als eminente Vertreter der Charakterologie. Sie wirkten, zwar nur durch wenige Jahrzehnte getrennt, in verschiedenen Jahrhunderten und mit unterschiedlichen Absichten. Die Unterschiedlichkeit in Bestimmung und Ausführung ihrer jeweiligen Charakterologie kann daher nicht überraschen; für Klages dient sie, wie auch die Graphologie und andere Deutungsstützen, dem Zweck, seine ganzheitliche Schau fest im Anschaulichen zu gründen – oder wenigstens den Eindruck einer solchen Gründung zu vermitteln. Die Eigenheiten die ser Schau lassen sich aber nur aus dem Gegensatz von Geist und Leib/Seele im Sinne Klages verstehen. Daher sind die Grundlagen der Charakterkunde vor allem eine Einführung in das Weltbild Klages, ein Leitfaden, in dem, darauf sei vorab hingewiesen, eher postuliert als aufgeklärt wird. Die folgende Untersuchung stellt zunächst die Charakterologie Klages in ihren weltanschaulichen Grundzügen dar, bevor im zweiten Abschnitt Bahnsens Beiträge zur Charakterologie besprochen werden. Im letzten Abschnitt werden die sich daraus erge benden Rückschlüsse auf die intellektuellen Eigenarten Klages’ und Bahnsens dargelegt.
Keywords
Menschenkunde; Charakterkunde; empirischer Charakter; Verhaltensbeschreibung; Julius Bahnsen; Ludwig Klages; Arthur Schopenhauer; Friedrich Nietzsche
Hrčak ID:
308272
URI
Publication date:
30.9.2023.
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