Review article
WAS FÜR EINE RATIONALISIERUNG DER ÄRZTLICHEN THERAPEUTISCHEN TÄTIGKEIT BRAUCHEN WIR? ODER: ÜBER DEN "GEBORENEN" ARZT
Živka Staničić
; School of Medicine, Split
Abstract
Seit der Zeit, als die Naturwissenschaft, vor allem die Physik, als Modell mechanischer Rationaliät für alle anderen Wissenschaften galt, versuchen die Ärzte auf verschiedene Art und Weise, sich diesem Ideal anzupassen. Die Ergebnisse zahlreicher Forschungen ergaben aber, dass die Vorstellung der Patienten von einem „echten“ Arzt - solche Ärzte werden umgangssprachlich als „geborene“ Ärzte bezeichnet - nicht mit dem Selbstbild der Ärzte als Wissenschaftler übereinstimmt.
Die Hauptursachen einer immer größeren Diskrepanz zwischen den Vorstellungen der Patienten und der Ärzte vom „echten“ Arzt sind in den gesellschaftlichen, „strukturell kontigenten“ Prozessen zu suchen, d. h. in einer Expansion der Rationalisierung, die sich - wie eine Art Seuche - auch auf das Tätigkeitsgebiet der Ärzte ausbreitete. In dieser Arbeit wird die Rationalisierung an sich nicht in Frage gestellt, sondern es wird auf negative Folgen einer dogmatisch eingeschränkten bzw. ausschließlich pragmatischen und theoretischen Anwendung der Rationalisierung in der ärztlichen Tätigkeit hingewiesen. Die Diskussion lässt sich also nicht auf ein Pro und Contra in Hinsicht auf Rationalisierung beschränken, sondern es geht um die Frage, was für eine Rationalisierung der ärztlicher Tätigkeit (überhaupt) möglich ist. Die Argumente, die bei der Beantwortung dieser wichtigen Frage heranzuziehen sind, finden sich in einer breiteren Version der von Habermas aufgestellten Theorie der kommunikativen Aktion, einer idiosynkratischen Form der Rationalisierungstheorie Webers. In einem solchen theoretischen Zusammenhang kann auf die Untrennbarkeit aller Formen der Rationalität im ärztlichen Tätigkeitsbereich hingewiesen werden - dies sind die „kognitiv-instrumentale“ und die „kommunikative“ Rationaliät. In dieser Arbeit werden Argumente vorgebracht, durch die die Autorin zu beweisen versucht, dass der Begriff des „geborenen“ Arztes als eine gute analytische Strategie eingesetzt werden kann, um die dualistische These des Rationalismus, die als binäre Antinomie „entweder Werte oder Wissen“ aufgestellt wurde, zu überwinden.
Keywords
„genuines Gespräch“; „authentische“ ärztliche Fürsorge; ärztliche Praxis; „geborener“ Arzt; Selbstbild des Arztes; Theorie der kommunikativer Aktion; Arten der Rationalisierung
Hrčak ID:
29020
URI
Publication date:
15.3.2004.
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