Original scientific paper
DIE "ALLTAGSGESCHICHTE" DER ZENGGER USKOKEN
ANNA MARIA GRUENFELDER
Abstract
Die Autorin untersuchte die "Alltagsgeschichte" der Zengger Uskoken, insoweit diese aus archivalischen Quellen und den Zeugnissen von Zeitgenossen ueber die Uskoken erschlossen werden
Diese Zeugnisse ermoeglichen eine Einsicht in die Alltagssorgen - und gerade dies ist ja das Anliegen der "Alltagsgeschichte" - wie mit ihrer Versorgung und Besoldung, sowie in die Motive umstrittnen Ausfahrten zu Wasser und zu Lande, sowie jene ihrer Angriffe auf feindliches Territorium und Vermoegen. Die Autorin verglich die Befunde der Quellenarbeit mit den zeitgenoessischen Historiographien ueber die Zengger Uskoken. Kritisches Abwaegen der von ihnen vertretenen Ansichten ueber die Uskoken mit den eigenen Befunden ergab, dass die damaligen Berichte, besonders jene aus der Feder venezianischer Historiographen nicht so negativ sind, wie es opinio communis will. Weiters stellte die Autorin lest, dass die Kriegfuehrung der Uskoken und Raubzuege sich in das Bild einfuegen, das das ganze zeitgenoessische Europa bot: dass solche Raubzuege und Kriege nicht nur von den grossen Maechten wie dem Osmanischen Reich gefuehrt wurden, sondern auch von kleineren Potentaten, Staedten, Konfessionen etc. Die Uskoken liessen sich mit ihrer Kriegfuehrung in keine ideologisch bestimmten Kriege einspannen - diesbezueglich galt es, den Mythos zu widerlegen, dass sie selbst sich als "antemurale christianitatis" verstanden und ihre Raubzuege gegen die Tuerken als "Kreuzzuege" gefuehrt haetten. Besondere Beachtung wurde der Geschichte der Frauen der Uskoken geschenkt. Hier galt es, die einander widersprechenden Informationen von Zeitgenossen kritisch gegeneinander abzuwaegen. Hier musse jedoch die Grenze der Moeglichkeiten eingestanden werden, da die Quellen fuer eine meritorische Beurteilung ihrer "Tugendhaftigkeit" oder eben des Mangels daran nicht ausreichen. Auch galt es, mit gewissen Empfindlichkeiten der Nachgeborenen aufzuraeumen, die nicht zulassen wollen, dass die Geschichte die Produkte ihres Wunschdenkens als solche enthuellt und entwertet. Die Autorin zeigte, dass die historisch rekonstruierbare Wirklichkeit jener ganz Europas entspricht -einer Zeit des noch mangelhaften, eben erst erwachenden Empfindens fuer Recht und verrechte Moral, in der erst die Grundlagen fuer die Sicherheit der Untertanten durch den Aufbau von Rechts-und Verwaltungsstrukturen gelegt wurden.
Keywords
DIE "ALLTAGSGESCHICHTE"; DER ZENGGER USKOKEN
Hrčak ID:
29063
URI
Publication date:
5.11.2001.
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