Historical Journal, Vol. 46 , 1993.
Original scientific paper
CHARAKTERISTIKEN DER GESELLSCHAFTLICHEN UND WIRTSCHAFTLICHEN ENTWICKLUNG VON BRAČ ZUR ZEIT DER VENEZIANISCHEN VERWALTUNG (1420 –1797)
Josip Vrandečić
Abstract
Die Gesamtheit der geschichtlichen Ereignisse dieser Insel ist innerhalb des vierhundertjährigen Rahmens der venezianischen Verwaltung (1420 - 1797) zu sehen, und sie sammelt sich um die Dynamik einer ungleichmäßigen, in ihrem Rhythmus ununterbrochene Achse der sozioökonomischen Entwicklung, die trotz Behinderungen, Unterbrechungen und Rückschritten ihrer gesellschaftlichen Grundbestimmung folgt: die Zuteilung von Weideplätzen-Litoral-isierung/Besiedlung der Inselküste/-Umwandlung der sozioökonomischen Kommunalstruktur. Angeregt durch die politische Stabilisierung, aber auch durch die Erschließung neuer Anbauflächen, stabilisiert sich die demographische Dynamik der Litoralisierung, die anfänglich durch Depopulationswellen (1425-1427, 1434-1436, erste Hälfte des 16. Jhs.), durch das bescheidene wirtschaftliche Niveau, den Mangel an Arbeitskräften für die Bearbeitung der nunmehr erweiterten landwirtschaftlichen Nutzflächen verlangsamt war, in einem Teil der Inselbevölkerung an der Küste, wo mit Hilfe des durch Ausfuhr von landwirtschaftlichen Überschüssen erwirtschafteten Kapitals ein demographischer und wirtschaftlicher Aufschwung einsetzt, der sich in der Schaffung neuer Ansiedlungen an der Küste manifestiert.
Der Kandische Krieg von 1645 bis 1669 unterbricht für kurze Zeit den Rhytmus des wirtschaftlichen Dialogs mit anderen Wirtschaftszentren an der Adria, wobei er ein Ungleichgewicht zwischen Entvölkerung und Demographie bewirkt, das von Venedig durch eine organisierte Politik der äußeren Migration in Form von Ansiedlung der hier her emigrierten Bevölkerung stabilisiert wird. Mit Kriegsende setzt ein lebhafteres Pulsieren der sozioökonomischen Struktur ein, die chronologisch auf der Insel im Lauf des fast unbemerkten Moräischen Krieges (1684 - 1699) durch einen Bevölkerungszuwachs von 9 % das notwendige Potential zur Intensivierung des Weinbaus als des profitabelsten Faktors auf der Insel sichert, und dieser kann durch sein Wachstum und seine Exporte auch die hohe Zuwachsrate unter der Inselbevölkerung verfolgen. Die Belebung der Wirtschaft durch einen geregelten Finanz- und Warenstrom der Marktwirtschaft bedingt eine vertikale Beweglichkeit im Sinne von Klassen innerhalb der sozialen Gruppen, die durch unterschiedliche Beziehungen, aber auch durch ihre Rolle im Prozeß der kommunalen, materiellen Reproduktion die Dynamik des sozialen Ungleichgewichts als einer Grundbedingung der gesellschaftlichen Entwicklung und ihrer wirtschaftlichen Integration in den wirtschaftlich erneuerten ostadriatischen Raum des 18. Jhs. stärker werden läßt.
Keywords
Hrčak ID:
323877
URI
Publication date:
1.5.1994.
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