Bogoslovska smotra, Vol. 63 No. 3-4, 1993.
Original scientific paper
Die Sorge der Kirche für kroatische Flüchtlingen in Europa
Stjepan Herceg
Abstract
Die Hauptursach für die Flucht aus Kroatien und Bosnien und Herzegowina ist der grausame Eroberungskrieg Serbiens and Jugoarmee.
Die Folgen der Kriegsereignissen in Kroatien und Bosnien und Herzegowina zeigen, daß die Flüchtlinge richtig handelten als sie ihre Häuser und Dörfer verlassen haben. Durch ihre Flucht haben sie nämlich das nackte Leben gerettet.
Warum sind sie gerade in die westeuropäische Länder geflohen?
Schicksalhaft für diese Entscheidung war die Tatsache, daß in den westeuropäischen Ländern über eine Million Kroaten seit Jahrzehnten leben und arbeiten. Es gibt kaum eine Familie in Kroatien oder in Bosnien und Herzegowina, die nicht irgendwo in Westeuropa ihre Familienmitglieder, Verwandte, Freunde und Bekannte hätte. Deshalb ist es auch logisch gewesen, daß jeder zunächst die Zuflucht bei diesen Menschen gesucht und gefunden hatte. Durch das große Engagement der kroatischen Diaspora haben viele westeuropäische Länder eine eher benevolente Einstellung gegenüber diesen Flüchtlingen eingenommen.
Kein westeuropäisches Land hat ein Flüchtlingsgesetz für die Kriegs- oder Armutsflüchtlinge. Es existieren nur Asyl- und Asyl- Verfahrensgesetze für die Flüchtlinge, die aus politischen, religiösen oder rasischen Gründen fliehen müssen. Kroatische Flüchtligen gehören nicht mehr zu dieser Gruppe, obwohl riete von ihnen aus Unkenntnis Asylanträge gestellt haben.
Erste Probleme entstehen mit den Flüchtlingen, die keine Bekannten oder Verwandten im Ausland hatten. Für diese Menschen mußten sofort die Unterkünfte besorgt werden, was in Westeuropa nicht leichter als in den Ursprungsländer war.
Nicht alle Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien haben den gleichen Status erhalten. Kroatische und slowenische Staatsbürger benötigen z. B. für die Einreise nach Österreich oder Deutschland kein Visum. Bosnische Flüchtlinge benötigen im Gegenteil ein Visum für alle europäische Länder, gleich ob sie Kroaten, Moslem oder Serben sind. Damit sie trotzdem einreisen können, muß jemand für die eine Verpflichtungserklärung unterschreiben und somit für die Unterkunft, Verpflegung und Krankenversicherung die Sorge tragen.
Die Kirche in den westeuropäischen Ländern haben sich von Anfang an auf die Seite der Flüchtlinge gestellt und die Anwalts- und Beschützerrolle übernommen.
Das Alte und Neue Testament zeugen, daß Gott immer auf der Seite der Rechtlosen und Unterdrückten war. Das Buch Leviticus faßt die Botschaft des Alten Testamentes zusammen. »Wie ein Eingeborener unter euch soll euch der Fremdling gelten, der bei euch weilt; du sollst ihn lieben wie dich selbst.« (Lev 19,33).
Wen die Kirche ein sichtbares Zeichen Christi auf dieser Erder sein will, dann muß sie unbedingt die Anwältin der Fremden, Flüchtlingen und rechtlosen sein.
Die Kirchen in Westeuropa haben direkt oder durch ihre Institutionen (Caritas, Diakonisches Werk...) die Sorge über Unterkunft, Verpflegung und sozialarbeit mit den Flüchtlingen übernommen. Dabei appellierten die Kirchen ständig an die Politiker, nicht nur den Flüchtlingen die Einreise zu genehmigen, sondern die Ursachen für die Flucht zu beseitigen.
Neben allen Schwierigkeiten mit denen sie konfrontiert wurden, fanden die kroatischen flüchtlinge in Europa bereits gut funktionierende Strukturen der Sozial- und Pastoralarbeit, was ihr Aufenthalt in diesen Ländern sicher etwas leichter macht.
Keywords
Hrčak ID:
35657
URI
Publication date:
18.4.1994.
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