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DIE KROATISCHE POLITIK DES GROSSÖSTERREICHISCHEN KREISES UM DEN THRONFOLGER FRANZ FERDINAND
Mirjana Gross
Sažetak
Die Franz Ferdinand-Literatur hat sich bis jetzt nicht mit der kroatischen Politik des Thronfolgerkreises befasst, Sie hat nur darauf hingewiesen das Franz Ferdinands kroatischer Politik eine wichtige Rolle in seiner allgemeinen Tätigkeit zukommt. Daher unternimmt die Verfasserin den Versuch einer gründlichen Untersuchung der Merkmale der kroatischen Politik des Thronfolgerkreises auf welche sie schon in kürze in dem Artikel »Erzherzog Franz Ferdinand und die kroatische Frage, Ein Beitrag zur grossösterreichischen Politik in Kroatien« (Oesterreichische Osthefte, 1966, 4, 277—298) aufmerksam gemacht hatte.
Bekanntlich hatte der Thronfolgerkreis kein konkretes Programm ausser des Wunsches die dualistische Monarchie in einen einheitliechen Staat, eine Grossmacht »Grossösterreich « umzugestalten. Man würde versuchen dies, unter anderem, durch Liquidierung der magyarischen Vorherrschaft in Ungarn mit Hilfe der nichtungarischen Nazionalitäten und der Kroaten zu erreichen. Die geleisteten Dienste der Kroaten in dieser Hinsicht würde der Thronfolgerkreis eventuell mit erweiterter Landesautonomie belohnen. Im Rahmen der unklaren grossösterreichischen Wünsche war genug Platz für verschiedene Ansichten. Darum konnte es auch keine prinzipielle südslawische oder kroatische Politik geben. Die praktische kroatische Politik des Thronfolgerkreises bestand daher nur im Versuch eine günstige Basis für seine Interessen in den kroatischen Ländern zu sichern, besonders aber Einfluss auf politische Gruppen zu nehmen auf die Franz Ferdinand sich nach seiner Thronbesteigung stützen könnte ohne Rücksicht auf die politischen Beschlüsse die er dann fassen würde. Alle prinzipiellen Lösungen wurden vertagt bis zur Ueberwindung der Krise die nach Franz Ferdinands Thronbesteigung erfolgen musste. Von den kroatischen politischen Gruppen erwartete der Thronfolgerkreis bedingungslose Hilfe im Prozess der Festigung der dynastischen Interessen des neuen Herrschers und seiner Familie. Erst nach Ende dieses Prozesses könnten die Kroaten ihre »berechtigten« Forderungen auf die Tagesordnung bringen. Aber auch dann müssten sie es dem Wohlwollen und der Nachsicht der Dynastie überlassen festzustellen welche Forderungen »berechtigt« seien und bis zu welcher Grenze
man sie befriedigen könne.
Dieser Charakter der praktischen Tätigkeit des Thronfolgerkreises war aber auch durch die Tatsache bestimmt dass die wichtigsten politischen Beschlüsse immer von den dualistischen und nicht von den grossösterreichischen Faktoren gefasst wurden. Hätte der Thronfolger einen konsequenten Standpunkt in der kroatischen Frage vertreten — er hätte keine Möglichkeit gehabt ihn zu verwirklichen. Deshalb waren die Vertrauens-männer des Belvedere überzeugt dass in der Wartezeit bis zur Thronbesteigung Franz Ferdinands ein »mildes« »väterliches« absolutisches Regime eines kaiserlichen Generals in Kroatien die beste Lösung wäre. Es könnte den ungarischen Einfluss schwächen und den südslawisch orientierten Elementen sowie den staatsrechtlichen Wünschen der Rechtsparteien entgegentreten.
Die Verfasserin untersucht vier Phasen der grossösterreichischen Tätigkeit In Banal-Kroatien und Dalmatien: 1. die Periode der ersten Versuche der grossösterreichischen Kreise ihren Einfluss in den kroatischen Ländern zu sichern (1905—1907); 2. die Annexionszeit in der die grossösterreichischen Generäle die Politik des Thronfolgerkreises in Kroatien bestimmten (Ende 1907—Ende 1909); 3. das Zeitalter der »Klerikalisation « der Rechtsparteien in -welcher die Vertreter der Christlich-sozialen Partei Oesterreichs die grossösterreichische Politik in Kroatien am meisten bestimmten (1910 — Anfang 1912); 4. die Vorkriegsjahre des Kommissariats in Banal-Kroatien des ersten Balkankrieges und ihrer Folgen, die beweisen dass alle Bemühungen des Thronfolgerkreises sich eine feste Stütze in den kroatischen Ländern zu schaffen erfolglos geblieben waren.
Auf Grund dieser Untersuchungen kommt die Verfasserin zu folgenden Ergebnissen: Der Thronfolgerkreis vertrat die Auffassung dass es für seine Ziele am besten wäre sich der Rechtsparteien zu bedienen, besonders ihres Widerstandes gegen die ungarische Herrschaft, ihrer Tradition die die serbische Nation in den kroatischen Ländern und in Bosnien und der Herzegowina nicht anerkannte, ihres Wunsches dass die Rechtspartei an der Spitze der kroatischen Nation mit dem König über die Lösung der kroatischen Frage verhandele. Der Thronfolgerkreis hegte die Hoffnung dass er mittels einer erfolgreichen politischen Taktik, auch durch Infiltrierung des Klerikalismus in die Rechtsparteien, die Erinnerung an die antiösterreichische Ideologle Ante Starčević's und den Wunsch der Rechtsparteien ihr Programm vom J. 1894 zu erreichen (Errichtung eines drittens Staates auf Grund des kroatischen historischen Staatsrechts im Rahmen der Monarchie) würde unterdrücken können. Der staatsrechtliche Trialismus der Rechtsparteien stand nährolich??? im krassen Gegensatz zum einheitlichen, zentralisierten Staat Grossösterreich mit föderativen Lösungen auf der Grundlage der Landesautonomien der Nationen oder der Kronländer. Darum versuchten die Gewährsleute des Thronfolgerkreises die Vertreter der Rechtsparteien mit trialistischen Versprechungen an sich zu binden.
Der Gegensatz zwischen dem staatsrechtlichen »separatistischen« Trialismus der Rechtsparteien und der grossösterreichischen Konzeption ruhte noch auf elnem weiterem Missverständniss. Der Thronfolgerkreis konnte den Inhalt der kroatischen nationalen Idee und des nationalen Gefühls nicht verstehen. Dem Termin »reines Kroatentum« gaben sie einen Inhalt der zur Liquidierung der kroatischen Nation führen würde, indem sie es mit »österreichischem Patriotismus« und der Loyalität für die Dynastie gleichstellten. Den österreichischen Patriotismus darf man nicht nur als Wunsch verstehen die kroatische Frage im Rahmen Grossösterreichs zu lösen. Das »österreichische Kroatentum« war völlige Gleichsetzung mit den Staatsinteressen der Monarchie als Grossmacht und den speziellen dynastischen Interessen Franz Ferdinands. Für den Thronfolgerkreis war nur jene Politik »kroatisch« die bereit war alle kroatischen nationalen Forderungen bis zur Endlösung im Sinne Franz Ferdinands aufzuschieben. Dafür waren nur die Frankpartei und die klerikalen Gruppen zu haben. Nur die Frankpartei war für den Thronfolgerkreis »rein« kroatisch, während er zur Partei Mile Starčević's grosses Misstrauen hegte weil die Starčevićaner das kroatische staatsrechtliche Programm nicht bis zur Zeit der Festigung Franz Ferdinands auf dem Throne verschieben wollten, weil sie nicht daran glaubten dass die Interessen der Kroaten und der Dynastie die glelchen seien, weli sie sich nicht völlig von dem Wunsch nach einem selbstständigen kroatischen Staat auch ausser der Monarchie absetzten und, zuletzt, weli sie ganz und gar nicht bereit waren in der Hetze gegen die Serben der Monarchie und Serbien nach dem Kommando der Spitzen der Monarchie teil zu nehmen. Die Starčevićaner kamen als Stütze des Thronfolgers nicht in Frage weil sie nicht bereit waren ihm bedingungslos zu folgen. Nicht nur alle Varianten der südslawischen Idee sondern auch jeder Standpunkt der sich nicht mit den dynastischen und Staatsinteressen völlig deckte, wurde vom Thronfolgerkreis als »serbisch« und »hochverräterisch« gestempelt. Diese Politik des Thronfolgerkreises wurde jedoch dadurch gemildert dass sich der Thronfolger öffentlich nicht für eine bestimmte politische Gruppe einsetzen durfte, in diesem Falle für die Franko-Klerikalen. Der zukünftige Herrscher musste versuchen die Sympathien aller Teile der Bevölkerung zu erreichen, daher standen seine Gewährsmänner mit Vertretern vieler politischer Gruppen in Fühlung.
In der politischen Praxis konnte sich der antiungarische Standpunkt Franz Ferdinands nicht durchsetzen. In den Jahren 1905—1913, von der Resolution von Rijeka bis zur Stellungsnahme der Starčevićaner im J. 1913 dass sie sich dem Diktat des Thronfolgerkreises
nicht fügen könnten, musste der Thronfolger sich überzeugen dass die Kroaten nicht vertraungswürdig waren und dass eine Gruppe Franko-Klerikaler keine sichere Stütze für den künftigen Herrscher sei. Neben den allgemeinen Verhältnissen der Vorkriegszeit war es auch die Lage in Kroatien die den Thronfolger nötigte zur logischen Schlussfolgerung zu gelangen dass er im Interesse der Erhaltung der Monarchie mit den Ungarn zusammenarbeiten und mit ihnen gemeinsam die Frage der nichtungarischen Nationalitäten und der Kroaten im Rahmen des Dualismus losen müsse.
Grossösterreich erlaubte den Kroaten nur Oesterreicher zu sein die kroatisch sprechen und konnte ihnen nur Hoffnung auf Landesautonomie nicht aber auf eigene Staatlichkeit innerhalb der Monarchie geben.
Ključne riječi
Hrčak ID:
166574
URI
Datum izdavanja:
1.3.1971.
Posjeta: 2.780 *