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https://doi.org/10.31724/rihjj.45.1.8

Phraseme als Ausdruck der Bewertung in der deutschen und kroatischen Fußballsprache

Marija Perić orcid id orcid.org/0000-0002-2316-6797 ; Sveučilište u Zadru
Nikolina Miletić orcid id orcid.org/0000-0002-3781-4820 ; Sveučilište u Zadru
Anita Pavić Pintarić orcid id orcid.org/0000-0002-5105-9999 ; Sveučilište u Zadru


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str. 205-231

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In diesem Beitrag wird Bewertung nach den Ansätzen der Bewertungstheorie von Martin und White (2005) am phraseologischen Korpus der Fußballberichte untersucht. Am Material der deutschen und kroatischen Zeitungstexte zu Fußball, die meistens Berichte und Interviews umfassen, wird in beiden Sprachen untersucht, welche Phraseme der Bewertung dienen. Dabei wird unter Bewertung vor allem das Urteil des Verhaltens der Teilnehmer am Fußballspiel verstanden. Folgende Verhaltensweisen werden unterschieden: wie (un)üblich sich jemand verhält, wie (un)fähig jemand ist, wie (un)entschlossen jemand ist, und wie (un)ethisch jemand ist. Es wird auf die Frage eingegangen, ob Phraseme nur im Kontext bewertende Funktion übernehmen, oder ob sie in ihrer Grundbedeutung schon evaluativ sind.

Ključne riječi

Bewertung; Urteil; Phraseme; Fußballsprache

Hrčak ID:

223270

URI

https://hrcak.srce.hr/223270

Datum izdavanja:

25.7.2019.

Podaci na drugim jezicima: hrvatski

Posjeta: 1.541 *




Einleitung

1.

Bewertung[1] wird laut(2000: 5f.) als der Oberbegriff für den Ausdruck der Einstellung oder der Emotionen des Emittenten definiert. Sie unterscheiden zwischen drei Hauptfunktionen der Bewertung: dem Ausdruck der Meinung des Emittenten, dem Betrachten des Wertesystems des Emittenten sowie dem Aufbau der Beziehungen und des Diskurses zwischen dem Emittenten und Adressaten. LautMartin und White (2005: 34–42) besteht Bewertung aus drei Domänen: Einstellung, Anteilnahme und Graduierung. Die Einstellung umfasst emotionale Reaktionen, Urteile des Verhaltens und Einschätzungen. Darunter umfasst Urteil die Wertschätzung jemandes Verhaltens bzw. Einstellungen zu dem Verhalten, das man bewundert, kritisiert, lobt oder verurteilt. Da in Bezug auf Fußball in der öffentlichen Kommunikation (vor allem in Fernsehen- und Zeitungskommentaren) am häufigsten Bewertungen über das Spiel ausgedrückt werden, und da Phraseme im Allgemeinen gerne zu bewertenden Zwecken benutzt werden (vgl.Fleischer 1997: 201, 218ff.,Sandig 2007,Burger 2015: 197f.,Hunston 2011), wird im vorliegenden Beitrag die Verwendung der Phraseme[2] als bewertende Ausdrücke in der Fußballsprache näher eingegangen, besonders da die bisherigen Arbeiten keine konkreten Richtlinien zur Bestimmung der bewertenden Funktion von Phrasemen boten.

Die ersten Sportberichte in Deutschland erschienen lautHauser (2015: 181) im 19. Jahrhundert in der Turnfachpresse, die „die Ideologie der körperlichen Ertüchtigung” propagierte. In der Sportberichterstattung spielte der Gebrauch von Phrasemen eine wichtige Rolle, und zwar wegen ihrer textbildenden Potenz (Kohäsion und Kohärenz) und der Phraseostilistik (ebd. 185). In der diachronen Untersuchung der Rolle der Phraseologie in der Sportberichterstattung schlussfolgertHauser (2015: 208), dass zwischen Infotainment und Phraseologie ein Zusammenhang bestehe; Phraseologie kann „auch jenseits der unterhaltenden Aufbereitung von Information wichtige Funktionen übernehmen (…). So werden Phraseologismen (insbesondere metaphorische Idiome) in vielfältiger Weise für wertende und argumentative Zwecke eingesetzt.” InKöster (2007: 277) wird hervorgehoben, dass Phraseme die Reportsprache im Radio charakterisieren, „die sowohl die Dynamik und Atmosphäre des Fußballspiels als auch fußballtechnische Abläufe phraseologisch umsetzt”. In ihrer Studie zu Sportübertragungen im Fernsehen behauptetMückel (2010: 203ff.), dass die Auswahl der sprachlichen Elemente dabei u.A. auch die Funktion der Bewertung erfüllt (z.B. ein hervorragendes Rennen abliefern, spielerisch/taktisch/läuferisch überlegen sein, Die Mannschaft ist der Star., Das Tor tut dem Spiel gut.), wobei positive und negative Bewertungen vorkommen (hervorragend, exzellent, sensationell; indiskutabel, unter den Möglichkeiten, nicht leistungsgerecht).Pavić Pintarić und Miletić (2018) zeigten, dass in Fußballberichten Emotionen häufiger mit Phrasemen ausgedrückt werden als im Kontext.

Aus diesen Gründen wird in diesem Beitrag davon ausgegangen, dass Zeitungstexte über Fußball eine reiche Quelle von Bewertungsausdrücken bieten, da in ihnen das Verhalten der Spieler, das Spiel selbst und die Spiellogistik beschrieben und bewertet werden.

Korpus und Methodologie

2.

Das Korpus der vorliegenden Untersuchung besteht aus Belegen, die aus der deutschen Zeitung Die Zeit[3] (85 Phraseme) und der kroatischen Zeitung Večernji list[4] (42 Phraseme) während der Europameisterschaft im Juni 2012 und Weltmeisterschaft im Juni und Juli 2014 gesammelt wurden. Belege enthalten Phraseme als Mittel der Bewertung, die anhand von Kategorien vonMartin und White (2005) durch die Lektüre der Zeitungsberichte über die oben genannten Meisterschaften exzerpiert wurden.

Am Material der deutschen und kroatischen Zeitungstexte zum Thema Fußball, die meistens in Form von Berichten und Interviews auftreten, wird in beiden Sprachen untersucht, welche Phraseme zu der Bewertung dienen, wobei unter Bewertung vor allem das Urteil des Verhaltens der Teilnehmer am Fußballspiel verstanden wird. Dabei ist die Annahme, dass in Fußballberichten das Spiel und das Verhalten der Spieler sowie ihrer Trainer und des Publikums beschrieben werden.

Im kontrastiven Vergleich wird versucht, den deutschen und kroatischen Fußballdiskurs im Hinblick auf den Gebrauch der Phraseme zu beschreiben. Dabei wird die Frage gestellt, wie Phraseme für den Ausdruck der Bewertung verwendet werden.

Für die Analyse des Bewertungsausdrucks in Texten wird in diesem Beitrag die Bewertungstheorie vonMartin und White (2005) verwendet, und zwar die Kategorie Urteil, die gesellschaftliche Phänomene beschreibt. Bei der Bestimmung der Bewertungskategorie der Phraseme wurden die vonMartin und White (2005) bearbeiteten Tabellen von bewertenden Adjektiven der Kategorie Urteil in Bezug genommen, indem versucht wurde, die phraseologische Bedeutung der Phraseme mit den Bedeutungen der Adjektive zu verbinden. Die vorliegende Analyse kann auch als Erweiterung des Modells von Martin und White angesehen werden, da ihre Analyse Phraseme nicht umfasst.

Folgende Forschungsfragen werden beantwortet: Wer oder was wird in Bezug auf Fußball mit Phrasemen bewertet? Ist die Bewertung kontextbedingt oder sind die Phraseme an sich evaluativ? Gibt es interlinguale Unterschiede beim Ausdruck der Bewertung zwischen deutschen und kroatischen Phrasemen?

Ziel des Beitrags ist es zu bestimmen, auf welche Art und Weise Bewertung durch Phraseme in Fußballberichten in der deutschen und kroatischen Sprache ausgedrückt wird, bzw. ob es Ähnlichkeiten oder Unterschiede im Gebrauch der bewertenden Phraseme gibt.

Theoretischer Überblick

3.

Bewertung

3.1.

Eine der wichtigsten Möglichkeiten der Perzeption von Wörtern ist lautDu Bois (2007: 139), eine Einstellung zu ihnen einzunehmen. Stellungnahme hat die Macht, Werte den Objekten von Interesse zuzuschreiben, gesellschaftliche Akteure bezüglich der Objekte zu positionieren, zwischen den Stellungnehmern abzugleichen und vorausgesetzte Systeme der soziokulturellen Werte aufzurufen. Bewertende Bedeutung kommt häufig durch, sogar in willkürlichen Listen individueller Wörter (incredible, great, ideal, horrible, nasty).

Thompson und Alba-Juez (2014: 4) geben einen Überblick über die Entwicklung der Bewertungsforschung. Aus der philosophischen Perspektive wurde Bewertung schon in der antiken Ethik implementiert, mit dem Ziel, das Konzept des Guten und Schlechten zu verstehen. In der modernen Zeit sah Immanuel Kant den moralischen Wert als einen absoluten Wert, als eine einzigartige und universal erkennbare Eigenschaft. Andere Philosophen, wie z.B. John Dewey (in Theory of Valuation, 1981), waren der Ansicht, dass diese Werte intrinsischen Wert nur bezüglich einer bestimmten Situation haben. Demzufolge wurde ethische Forschung mit der Diskursanalyse und Intersubjektivität verbunden.[5]

Bewertung ist lautBednarek (2006: 4f.) ein wichtiger Teil des Alltagslebens; sie ist ein Mittel der Interpretation der Umwelt, die an andere weitergegeben wird, und sie durchdringt das Verhalten: Wenn man mit der Umwelt interagiert, nimmt man wahr, kategorisiert und bewertet, wem man begegnet. Dabei ist es schwierig oder unmöglich, in einem ganz objektiven Ton zu sprechen und dabei bewertende Urteile zu geben.

In der Sprachwissenschaft wird die Verbindung zwischen Bewertung und Emotion angesprochen.Bednarek (2006: 19) ist der Meinung, dass Emotionen nicht immer hinter den Bewertungen stehen. Bewertung bezieht sich nicht darauf, wie emotional der Sprecher im Diskurs engagiert ist; der Sprecher bewertet, wie gut oder schlecht etwas ist.[6] Sie (ebd. 41f.) schlägt folgende neun Parameter vor, mit denen bewertet werden kann: Verständlichkeit, Emotivität, Erwartungen, Wichtigkeit, Möglichkeit/Notwendigkeit, Zuverlässigkeit, sowie Evidentialität, mentale Zustände und Stil.

Im Rahmen der Bewertungstheorie, die sich mit Bewertungsausdruck in Texten befasst, unterscheidenMartin und White (2005) zwischen Einstellung, Anteilnahme und Graduierung (attitude, engagement, graduation). Dabei wird die Einstellung weiterhin in Affekt, Urteil und Wertschätzung (affect, judgement, appreciation) eingeteilt. Affekt befasst sich mit positiven und negativen Gefühlen, Urteil mit Einstellungen gegenüber dem Verhalten, das wir bewundern oder missbilligen, während die Wertschätzung die Bewertung der semiotischen und natürlichen Phänomene entsprechend deren Wert umfasst (vgl.Martin und White (2005: 42f.). In der Bewertungskategorie Urteil befindet man sich im Bereich der Bedeutung, die unsere Einstellungen gegenüber Menschen und ihren Verhaltensweisen prägt. Es wird zwischen Urteilen unterschieden, die sich mit sozialer Achtung (social esteem) und denjenigen, die sich mit sozialer Maßnahme (social sanction) befassen. Urteile der sozialen Achtung bewerten, wie (un)üblich, wie (un)fähig und wie (un)entschlossen jemand ist, während die Urteile der sozialen Maßnahme bewerten, wie (un)wahrhaft und wie (un)ethisch jemand ist (vgl.Martin und White (2005: 52f.).

LautThompson (2014: 50) besteht Affekt aus Variationen von ‘I like/dislike it/her’; Urteil (judgement) besteht aus Variationen von ‘She is good/bad’; Wertschätzung (appreciation) besteht aus Variationen von ‘It is nice/nasty’. Alle Handlungen von Bewertung sind Ausdrücke von positiven oder negativen Gefühlen des Bewerters[7] zu etwas. Die Wahl in der Kategorie Affekt umfasst explizite Referenz auf die Quelle von Bewertung, während in den Kategorien Urteil und Wertschätzung die Reaktion auf das Bewertete übertragen ist. Thompson (ebd. 51) sieht nicht nur den expliziten Ausdruck von Bewertung in Urteilen wie in „he’s a cruel child”, sondern auch implizit wie in „that child throws stones at cats in the garden”, wobei negatives Urteil des Verhaltens übermittelt wird.

Die Unterscheidung zwischen der expliziten und impliziten Bewertung[8] findet man auch bei Hunston (2011: 10f.), die das Phänomen der Bewertung[9] wie folgt beschreibt: (1) Bewertung ist eine Handlung; etwas, was man tut. Die Handlung kann subjektiv und nicht ausgedrückt sein. (2) Bewertung ist eine Menge von Wörtern und Phrasen, die die bewertende Bedeutung ausdrücken. (3) Bewertung ist eine Menge von Bedeutungen, die in einem Text durch unterschiedliche sprachliche Mittel ausgedrückt werden kann. (4) Bewertung ist eine Funktion im Text.

Bei der Analyse der Bewertung im Text istBednarek (2006: 8) der Meinung, dass der Kontext mitbetrachtet werden muss. Eine ähnliche Auffassung vertritt auchDu Bois (2007). Erst Äußerungen im Kontext bringen Einstellungen zum Ausdruck. Dabei ist wichtig zu wissen, wer Stellung bezieht, was das Objekt der Stellungnahme ist und worauf der Stellungnehmer antwortet (Du Bois (2007: 146). In manchen Stellungsäußerungen wird die subjektive Dimension durch Personalpronomen (z.B. ich) und affektive Verben (like, don‘t like) deutlich (ebd. 152).[10]Du Bois (2007: 169) versteht Stellung als dreiwertige Handlung: a) eine öffentliche Handlung eines gesellschaftlichen Akteurs, erreicht durch Dialoge und Sprache, b) Gestik oder c) andere symbolische Formen als kommunikative Mittel, durch welche gesellschaftliche Akteure Objekte simultan bewerten, sich selbst und andere positionieren und mit anderen Subjekten abgleichen in Bezug auf auffällige Dimension des Wertes im soziokulturellen Feld. Er schlägt drei Wesen (erstes Subjekt, zweites Subjekt, Einstellungsobjekt / first subject, second subject, object of stance) und drei Handlungen (Evaluation, Positionierung, Anpassung / evaluation, positioning, alignment) vor.

Sprachwissenschaftlich gesehen kann Bewertung mit unterschiedlichen sprachlichen Mitteln ausgedrückt werden.Ortner (2014: 239) unterscheidet zwischen emotiven und nicht-emotiven sprachlich ausgedrückten Bewertungen, je nach dem Ziel der Bewertung.Thompson und Alba-Juez (2014: 10f.) sind der Ansicht, dass man Realisierungen der Bewertung auf allen Ebenen der linguistischen Beschreibung finden kann: auf der phonologischen Ebene (Prosodie gibt der Äußerung eine bewertende Bedeutung); auf der morphologischen Ebene (z.B. bewertende Präfixe und Suffixe), auf der lexikalischen Ebene (Wörter mit bewertender Aufladung); auf der syntaktischen Ebene (Beziehung zwischen Bewertung und lexiko-grammatischen Systemen der Modalität; Reihe der Elemente im Satz) und auf der semantischen Ebene (bewertende Bedeutung kann in den semantischen Eigenschaften einiger Wörter festgestellt werden). LautHunston (2011: 166) besteht die bewertende Sprache aus den Wörtern, die sich auf die Bewertung der außertextuellen Erscheinungen beziehen, wobei nicht nur Adjektive, Sätze und Phrasen die Bewertung implizieren, sondern auch Adverbien, die oft Aussagen im Text bewerten. Gegenstand der Bewertung sind Menschen, Objekte, Ereignisse und Situationen, die im Text oder außerhalb erscheinen. In ihrer Studie stelltHunston (2011: 152f.) fest, dass Phraseme subjektiv und bewertend einen Text gestalten, indem sie mehr als eine paraphrasierte Alternative sind. Die Phraseme spielen für die Intensität der Bewertung eine wichtige Rolle,[11] wobei sie dem Leser ermöglichen, die evaluative Bedeutung im Text genauer zu verstehen: Die bewertende Bedeutung ist kohärent und jedes neue bewertende Element bestätigt die Interpretation (ebd. 153).

Fußballsprache

3.2.

Das sprachwissenschaftliche Interesse für die Besonderheiten der Fußballsprache stieg in den letzten Jahren. Der Grund dafür ist sicherlich die Anwesenheit von Fußballspielen und –spielern in den Massenmedien, besonders in der Werbung.Bergh und Olander (2012: 14) heben die große Anzahl der Menschen in der Welt (und somit auch Sprachen) hervor, die über Fußball sprechen. Darauf folgend bezeichnen sie die Fußballsprache auch als öffentliche (public), nicht nur spezielle (special) Sprache. Den öffentlichen Charakter erklären sie durch die Präsenz in den Medien aber vor allem durch die Beziehung mit der Unterhaltungsindustrie und dem damit verbundenen großen kommerziellen Potenzial (ebd. 15).[12] In der vorliegenden Arbeit verstehen wir Fußballsprache als Sprache, die zum Sprechen über Fußball verwendet wird.[13]

Zu der Fußballsprache gab es bisher Publikationen, die sich vor allem auf den Wortschatz konzentrieren und die Besonderheiten der Entlehnungen sowie der Metaphern hervorheben. Lavric (2008: 5f.) betont die Fußballterminologie als den Bestandteil der Fußballsprache, die dank der Beliebtheit des Spiels weltbekannt ist. Es wurden bisher zwei Wörterbücher der Fußballbegriffe veröffentlicht, die sich auf Deutsch beziehen.Schlobinski (2011) verfasste das Wörterbuch der Fußballbegriffe auf Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch zusammen mit den Anekdoten und Aussagen einiger Sportreporter.Rahn (2014) beschreibt in seinem Wörterbuch Fußballbegriffe mit der Angabe der Literaturquellen. Da Fußballteams Spieler aus unterschiedlichen Ländern haben, widmen sich weiterführende Studien auch der Mehrsprachigkeit im Fußball, z.B.Lavric und Steiner (2011, 2012).

Die Fußballterminologie in unterschiedlichen Sprachen wird in Lavric et al. (2008) aus der Sicht der Metapherntheorie aber auch Phraseologie untersucht. Laut den genannten Abhandlungen zur Fußballsprache ist sie reich an Metaphern und Phrasemen.Matulina und Ćoralić (2008: 110) stellten zudem fest, dass Phraseme in deutschen, österreichischen, kroatischen und bosnischen Zeitungstexten den gleichen außersprachlichen Quellendomänen angehören, und zwar Körper und Artefakte. Deutsche Belege entstammen noch Emotionen, Abstrakta und Fahrzeugen, österreichische umfassen Musik und Tanz, Abstrakta. Bosnische Belege entstammen dem Bereich Sport und Spiele, Seewesen, Finanz und Handel, während kroatische zu den Bereichen Natur, übernatürliche Phänomene, Sport und Spiele gehören. Journalisten verwenden Phraseme, um Fußballspiele und Fußballspieler zu beschreiben.Levin (2008: 143–153) untersucht Phrasen, die in Fußballberichten verwendet werden, wie z.B. open goal, hit the back of the net, over the line. Er bezeichnet sie als Marker des Registers der Fußballberichte (ebd. 153).

Mückel (2010: 204f.) fand heraus, dass positive und negative Einschätzung der Leistungen der Sportler vor allem mit Adjektiven ausgedrückt wird, z.B. ein hervorragendes Rennen abliefern, spielerisch/taktisch/läuferisch überlegen sein; nicht leistungsgerecht.

Da die Untersuchungen die Verwendung von Phrasemen in Fußballberichten bewiesen, wird im Folgenden nach ihrer bewertenden Bedeutung gesucht.

Analyse

4.

Phraseme aus den Fußballberichten werden in zwei Gruppen eingeteilt: diejenigen, die in ihrer Bedeutung schon evaluativ sind, und diejenigen, die erst im Kontext eine Bewertung verwirklichen. Die evaluative Bedeutung von Phrasemen wurde anhand phraseologischer Wörterbücher bestimmt, wobei die Bedeutung von kroatischen Phrasemen übersetzt werden musste. Die Entscheidung darüber, ob das Phrasem in seiner Bedeutung evaluativ ist, wird anhand der Bedeutung aus dem Wörterbuch getroffen und nach den vorgegebenen Adjektiven (in Fußnoten 14–18) von Martin und White (2005) der jeweiligen Kategorie zugeordnet. Es wird betrachtet, was bewertet wird (das Spiel, das Verhalten der Spieler, des Trainers oder des Publikums).

Weiterhin werden Phraseme mittels der Bewertungstheorie vonMartin und White (2005) analysiert und beschrieben. Zuerst werden die Phraseme in fünf Kategorien eingeteilt, d.h. die Beschreibungsmerkmale der jeweiligen Kategorie werden für die Analyse der Phraseme in Betracht gezogen. Folgende Verhaltensweisen werden unterschieden: wie (un)üblich[14] sich jemand verhält, wie (un)fähig[15] jemand ist, wie (un)entschlossen[16] jemand ist, wie (un)wahrhaft[17] eine Situation dargestellt wird und wie (un)ethisch[18] jemand ist.

In der Analyse werden zuerst deutsche Belege und die dazugehörigen Kategorien nach der Anzahl der Belege dargestellt. Pro Kategorie wird ein Beispiel erklärt.

Deutsche Beispiele

4.1

Die meisten Beispiele in beiden Sprachen wurden in den Kategorien (un)fähig und (un)üblich belegt. Darunter werden evaluative Phraseme und diejenigen, die erst im Kontext ihre evaluative Bedeutung bekommen, unterschieden.

4.1.1 (un)fähig

Folgende evaluative Phraseme wurden in der Kategorie (un)fähig festgestellt: bei jmdm. eine große/gute/dicke Nummer haben, (mit jmdm., etw.) das große Los ziehen, Kreise ziehen, Bescheid wissen, sich einen Spaß daraus machen, etw. zu tun, ein toter Punkt, die Rechnung geht (nicht) auf, den Augiasstall ausmisten/reinigen, Nummer eins, im Geld schwimmen, jmdm. auf die Finger sehen/schauen/gucken, eins/was auf die Mütze bekommen, etw. in die Hand/in seine Hände nehmen, die Hose anhaben, es brennt jmdm. unter den Sohlen, sich Asche aufs Haupt streuen, etw. im Schlaf können/beherrschen, auf dem Spiel stehen, rote Zahlen schreiben, jmds. /einer Sache verlängerter Arm sein, den (gordischen) Knoten durchhauen, das A und O, jmds. Herz/die Herzen/alle Herzen im Sturm erobern, kein Bein auf die Erde kriegen, jmdn./etw. unter einen Hut bringen und die Nase vorn haben. Diese Phraseme haben als ihren Bestandteil meistens Körperteile und Kleidungsstücke, welche eine hohe phraseologische Aktivität haben bzw. oft als phraseologische Komponenten erscheinen. Mit diesen Phrasemen wird bewertet, wie hoch jemand geschätzt ist, ob jemand reich ist usw., d.h. alle Bewertungen sind entweder direkt mit dem Spiel oder mit allem, was im Spiel wichtig ist, verbunden.

(1a) Eine Europameisterschaft ist für uns Polen eine große Nummer. (DZ, 21. Juni 2012)

Im Beispiel (1a) befindet sich das Phrasem bei jmdm. eine große/gute/dicke Nummer haben mit der Bedeutung „von jmdm. sehr geschätzt werden“ (Duden RW 2013: 540). Das Phrasem ist in seiner Bedeutung schon evaluativ, weil es eine Sache oder eine Person als schätzungswert bewertet. Es gehört zur Bewertungskategorie „(un)fähig”, denn die Europameisterschaft wird als erfolgreich bewertet. Das Substantiv Nummer als Komponente der evaluativen Phraseme im Fußballdiskurs finden wir noch im Phrasem Nummer eins:

(1b) Aber warum ist ausgerechnet der Fußball zum globalen Sportvergnügen Nummer eins geworden? (DZ, 12. Juni 2014)

Im Beispiel (1b) befindet sich das Phrasem Nummer eins mit der Bedeutung „in bestimmter Hinsicht, auf einem bestimmten Gebiet die führende Person, Sache” (Duden RW 2013: 540). Das Phrasem ist schon in seiner Bedeutung evaluativ, weil es eine Sache oder eine Person als das Beste beschreibt. Es gehört zur Bewertungskategorie „(un)fähig”, da es den Fußball als das bekannteste Sportvergnügen bezeichnet.

Erst im Kontext sind folgende Phraseme evaluativ: etwas in Worte kleiden, jmdn./etw. ins Spiel bringen, es ist (höchste/allerhöchste, hohe) Zeit, etw. in Bewegung setzen, um ein Haar, in Grund und Boden, wie vom Erdboden verschluckt/verschwunden (sein), etw. ins Rollen bringen, etw. unter Beweis stellen, einen/keinen Blick für jmdn./etw. haben, vor aller Augen und zum Zuge kommen. Diese Phraseme brauchen zusätzliche Informationen, um die bewertende Bedeutung zum Ausdruck zu bringen, d.h., dass das Phrasem und dessen Bedeutung, die im Wörterbuch angegeben wird, keine evaluative Komponente beinhalten.

(2) Und die Nachwuchstrainer in Profivereinen waren bis vor wenigen Jahren oft ehemalige Profis, die zwar einen Instinkt für das Spiel haben mögen, aber nicht unbedingtin Worte fassen können, wie ein Spieler sich verbessern kann. (DZ, 14 Juni 2012)

Im Beispiel (2) befindet sich das Phrasem etw. in Worte fassen, was eine Modifikation des Phrasems etw. in Worte kleiden ist. Das Phrasem bedeutet „etw. sprachlich ausdrücken” (Duden RW 2013: 858). Das Phrasem ist in seiner Bedeutung nicht evaluativ, sondern wird es erst im Kontext. Nach der Bewertungstheorie (Martin und White 2005) gehört dieses Phrasem der Kategorie „(un)fähig”, weil es das Spiel und die Fähigkeit der Spieler bewertet.

4.1.2. (un)üblich

Folgende Phraseme sind evaluativ: große Augen machen, jmdm. die Sprache verschlagen/rauben, die Nerven verlieren, die Katze im Sack kaufen, davon/deswegen geht die Welt nicht unter, wie ein Storch im Salat, (klar) auf der Hand liegen, sich die Hände reiben, in Reih und Glied, (mit jmdm.) unter einer Decke stecken, schwarzes Schaf, jmdn. bis aufs Blut quälen/peinigen/reizen, jmdm. einen (dicken) Strich durch die Rechnung machen, eine große Klappe haben, für jmdn./etw. keine Worte finden und man hat schon Pferde kotzen sehen.

(3) Dank der Uefa-Veranstaltung erlebte das Land einen Entwicklungsschub. Volkswirtschaftlich gesehen ist die EM ein Gewinn. Wadim ist sie egal. Bisher hat er sich kein EM-Spiel ganz angeschaut. Er arbeitet drei Tage die Woche als Assistent in einem Labor, davor und danach schreibt er an seiner Doktor-Arbeit. Jetztmacht er große Augen. (DZ, 27. Juni 2012)

Der Text mit dem Beispiel (3) bezieht sich auf einen Zuschauer (Wadim), der zum ersten Mal die Gelegenheit hat, ein Fußballspiel im Rahmen der Europameisterschaft anzuschauen. In der Beschreibung seines Erlebnisses befindet sich das Phrasem (große) Augen machen, das bedeutet „staunen, sich wundern” (Duden RW 2013: 69). Das Phrasem ist in seiner Bedeutung schon evaluativ. Es gehört der Kategorie „(un)üblich”, weil das Verhalten, das im Phrasem beschrieben wird, Staunen ausdrückt, d.h. das Verhalten gilt nicht als üblich.

Erst im Kontext werden folgende Phraseme evaluativ: jmdm./für jmdn. den/die Daumen halten/drücken, zum Greifen nah(e), einer Sache freien/ihren Lauf lassen und jmdn. in Fahrt bringen.

(4) Er ist omnipräsent, wirktzum Greifen nah und doch so fern, nicht zu durchschauen. (DZ, 12. Juni 2014)

Im Beispiel (4) befindet sich das Phrasem zum Greifen nah(e) mit der Bedeutung „ganz nahe, in unmittelbarer Nähe” (Duden RW 2013: 290). Das Phrasem wird erst im Kontext evaluativ, weil sowohl seine Form als auch seine Bedeutung aus dem Wörterbuch keine Indizien für eine evaluative Bedeutung geben. Dieses Beispiel wird der Kategorie „(un)üblich” zugeschrieben, weil eine Person bzw. in diesem Fall Oliver Bierhoff, Manager der deutschen Nationalmannschaft, als omnipräsent beschrieben wurde, d.h. er als Person ist nicht einschätzbar.

4.1.3. (un)entschlossen

Folgende evaluative Phraseme gehören der Kategorie (un)entschlossen: sich jmdn., etw. vom Leibe halten, ein Fels in der Brandung, Vernunft annehmen, jmdn., etw. am/auf dem Hals haben, sich jmdm., einer Sache in die Arme werfen, etw. in jmds. Hand/Hände legen, alles auf eine Karte setzen, der harte Kern, den Mund/das Maul/die Fresse halten, (nicht mehr) im Kurs sein und sich in Grenzen halten.

(5) Bei Kahn und seinem ehemaligen Nationalmannschaftskollegen und -konkurrenten Jens Lehmann führte diese totale Fokussierung zur Abschottung. Kahn definierte sich irgendwann nur noch über sein Titan-Dasein:der Fels in der Brandung, der Gefühle genauso kühl an sich abprallen ließ wie Gegenspieler. (DZ, 10. Juli 2014)

Im Beispiel (5) befindet sich das Phrasem ein Fels in der Brandung mit der Bedeutung „jmd., der unerschütterlich, unbeirrt ist” (Duden RW 2013: 211). Die Bedeutung des Phrasems ist auch ohne Kontext evaluativ, d.h. etwas oder jemand wird als unermüdlich und stark (tireless) bezeichnet und gehört demnach der Kategorie „(un)entschlossen”.

Folgende Phraseme werden erst im Kontext evaluativ: unter vier Augen, jmdm. in die Beine fahren, in jmds. Augen, halt die Luft an! und jmdn. zur Seite nehmen.

(6) Aber auch ein deutscher Fußballfan, der seit über zwei Jahrzehnten in Wien lebt,hält bei solchen Sprüchen die Luft an. (DZ, 18. Juni 2014)

Im Beispiel (6) befindet sich das Phrasem halt die Luft an! und bedeutet „hör auf! sei still!” (Duden RW 2013: 482). Es wird umgangssprachlich verwendet und ist in seiner Bedeutung nicht evaluativ. Die evaluative Bedeutung entsteht erst im Kontext, der sich auf das Verhalten der Fußballfans bezieht. Dieses Verhalten wird als „(un)entschlossen” bezeichnet, weil es die Komponente „geduldig” (patient) enthält.

4.1.4. (un)ethisch

In der Kategorie (un)ethisch wurden evaluative Phrasem jmdm. den Mund verbieten, die letzte Karte ausspielen, aus eigener Kraft, sich etw. unter den Nagel reißen, jmdm., einer Sache den Rücken kehren/wenden und sich mit fremden Federn schmücken belegt.

(7) Xavi, Iniesta und Casillas machten den Eindruck, als hätten sie vor dem Anpfiff gerne etwas zum Besten gegeben. Hatte ihr Trainer ihnenden Mund verboten? (DZ, 5. Juli 2012)

Im Beispiel (7) befindet sich das Phrasem jmdm. den Mund/ (derb:) das Maul verbieten mit der Bedeutung „jmdm. untersagen, sich zu äußern” (Duden RW 2013: 515). Das Phrasem ist in seiner Bedeutung schon evaluativ, weil es das Verhalten einer Person kritisiert. Wenn man jemanden den Mund verbietet, gilt man als arrogant, gemein und erbarmungslos, weswegen dieses Beispiel der Kategorie „(un)ethisch” erteilt wurde.

Die Phraseme jmdm. das Wort geben/erteilen, bis ins Mark, etw. aus der Hand geben und jmdm. in Hände fallen/kommen werden im Kontext evaluativ.

(8) Wie wenig in dieser Weltein gegebenes Wort zählt, hat gerade der Fifa-Präsident persönlich wieder vorgeführt: Seine jetzige, die vierte Amtszeit sei definitiv die letzte, versprach Sepp Blatter 2011. (DZ, 12. Juni 2014)

Im Beispiel (8) befindet sich die Modifikation des Phrasems jmdm. das Wort geben/erteilen „ein gegebenes Wort”. Das Phrasem bedeutet „in einer Besprechung, Versammlung o. Ä jmdm. die Erlaubnis zum Sprechen geben” (Duden RW 2013: 540). Dieses Phrasem ist in seiner Bedeutung nicht evaluativ, sondern der Kontext ist für die Bestimmung der Bewertung notwendig. In diesem Kontext bestimmt das Phrasem das Verhalten des Fifa-Präsidenten, dessen Versprechung nicht eingehalten wurde. Dieses Verhalten wird als „(un)ethisch” bezeichnet, weil es als unmoralisch und unfair bewertet wird.

4.1.5. (un)wahrhaft

Die letzte Kategorie umfasst evaluative Phraseme die Augen vor etw. verschließen und jmdm. seine Ruhe / jmdn. (mit etw.) in Ruhe lassen. Dieser Kategorie werden keine Phraseme, die erst im Kontext evaluativ sind, zugeschrieben.

(9) Jetzt also kann auch ein am Thema derart uninteressiertes, gegen solche Gefühlswallungen gefeites Individuum wie ich, die es unendlich viel lieber hätte, wenn ihr Steuergeld für nützlichere, dringendere und konstruktive Zwecke ausgegeben würde,nicht mehr die Augen davor verschließen, dass es soweit ist. (DZ, 12. Juni 2012)

Im Beispiel (9) erscheint das Phrasem die Augen vor etw. verschließen mit der Bedeutung „etw. nicht wahr haben wollen” (Duden RW 2013: 72). Das Phrasem ist in seiner Bedeutung schon evaluativ, weil es das Verhalten einer Person, die die Augen vor der Wahrheit verschließt, als unehrlich (deceitful, dishonest) beschreibt. Demzufolge wurde es der Kategorie „(Un)Wahrhaftigkeit” zugeteilt.

Kroatische Beispiele

4.2.

(un)fähig

4.2.1.

Diese Kategorie umfasst Belege mit folgenden evaluativen Phrasemen dati sve od sebe, na visokoj razini, kao da govoriš zidu, hladan tuš, pogodak u sridu, pun pogodak, biti na visini, tvrd orah, naučiti lekciju, imati u džepu što, biti na istoj (jednakoj) valnoj dužini, igrati se (s) vatrom, (kao) šećer na kraju, u krvi je komu što, držati u šahu koga, oštar na peru, uzdignute glave (čela), pohvatati (sve) konce/niti, (biti) upisan zlatnim slovima (gdje), oko sokolovo, šlag na torti und najslabija karika.

(10) Prije utakmice smo rekli da moramo odigrati na visokoj razini, i bili smo. Izgleda lagano, ali nije bilo. Svi smo dali sve od sebe – rekao je Modrić (…).[19] (VL, 10. Juni 2012)

Im Beispiel (10) befinden sich die Phraseme na visokoj (najvišoj) razini (nivou) (wortwörtliche Übersetzung auf einem hohen Niveau) und dati sve od sebe (wortwörtliche Übersetzung alles von sich geben). Das erste Phrasem bedeutet „beachtenswert, geschätzt, besser als der Durchschnitt”[20] und das zweite Phrasem „das Beste, sein Maximum geben” (vgl.Menac, Fink Arsovski und Venturin (2014: 485, 90). Beide Phraseme sind in sich evaluativ. Das Phrasem na visokoj (najvišoj) razini (nivou) bezeichnet eine Person oder eine Sache als kompetent und erfolgreich (competent, successful). Das Phrasem dati sve od sebe bestimmt die Produktivität einer Person oder einer Sache (productive). Demnach antwortet dieses Beispiel auf die Frage „wie (un)fähig jemand ist” und gehört der Bewertungskategorie „(un)fähig” an.

Das Phrasem kao na tekućoj (pokretnoj) vrpci (traci) wird im Kontext evaluativ:

(11) Azzurri igraju atraktivno, nižu akcije kao na traci, a ni tradicija, koja nužno ne mora značiti ništa, nije na strani elfa. Na velikim natjecanjima baš nikad nisu uspjeli slaviti protiv Talijana, tri su puta poraženi, jednom su izvukli bod.[21] (VL, 26. Juni 2012)

Im Beispiel (11) befindet sich das Phrasem kao na tekućoj (pokretnoj) vrpci (traci) (wortwörtliche Übersetzung wie auf dem Fließband) mit der Bedeutung „der Reihe nach, einer nach dem anderen” (vgl.Menac, Fink Arsovski und Venturin (2014: 621, 684). Das Phrasem ist in seiner Bedeutung nicht evaluativ, sondern kann erst im Kontext bewertet werden. Es gehört zu der Kategorie „(un)fähig”, weil in diesem Beispiel das Spiel als erfolgreich bezeichnet wird (successful, accomplished).

(un)üblich

4.2.2.

Der Kategorie gehören folgende evaluative Phraseme an: iz snova, ne dati mira komu, ključno pitanje, (to) nije mala stvar, došlo je (doći će) glave komu (koga) tko, što, okrenuti ploču und ući u povijest.

(12) Bio je to start iz snova, 3:1 (2:1) pobjeda protiv Irske sad je donijela potpuni mir u našoj svlačionici, ali i udahnula opipljivo samopouzdanje prije okršaja sa Španjolcima i Talijanima.[22] (VL, 10. Juni 2012)

Im Beispiel (12) befindet sich das Phrasem iz snova (wortwörtliche Übersetzung aus dem Traum) mit der Bedeutung „wunderbar, traumhaft” (vgl.Menac, Fink Arsovski und Venturin (2014: 525)). Das Phrasem ist in sich evaluativ, weil es sich auf etwas oder jemanden, der ausgezeichnet ist, bezieht. Es gehört der Kategorie „(un)üblich”, weil es auf die Frage „wie (un)gewöhnlich etwas ist” antwortet.

Das Phrasem u najmanju (krajnju) ruku wird im Kontext evaluativ:

(13) Kao da su u najmanju ruku igrali protiv nekog prosječnog, njima ravnog protivnika, izbornik Iraca Giovanni Trapattoni bjesnio je nakon poraza od Španjolske (0:4) i matematičkog oproštaja od Eura.[23] (VL, 15. Juni 2012)

Im Beispiel (13) befindet sich das Phrasem u najmanju (krajnju) ruku (wortwörtliche Übersetzung in kleinster (letzter) Hand), das „nur, mindestens, zumindest” bedeutet (vgl.Menac, Fink Arsovski und Venturin (2014: 518)). Das Phrasem ist erst im Kontext evaluativ und in diesem Beispiel werden das Spiel und der Gegner als etwas Unübliches oder Ausgezeichnetes bewertet. Demnach gehört dieses Beispiel zur Kategorie „(un)üblich”.

(un)entschlossen

4.2.3.

Als evaluativ werden Phraseme nemati repove, glavu gore!, velik (prevelik, tvrd) zalogaj, boriti se kao lav, čekati kao zapeta (napeta) puška und stajati s obje noge na zemlji ili stajati s <objema> nogama na zemlji klassifiziert:

(14) Nogomet je to, ništa posebno, nemamo nikakve „repove” od ranijih međusobnih utakmica. Svi imamo pravo na emocije.[24] (VL, 2. Juni 2012)

Im Beispiel (14) befindet sich die Modifikation des Phrasems nemati nikakve repove (wortwörtliche Übersetzung keine Tierschwänze haben), die den Phrasemen vuku se repovi <za kim, za čim (iza koga, iza čega)> und vući rep (repove) <za sobom> entspricht. Die Phraseme bedeuten, dass es noch immer ungelöste Fragen aus der Vergangenheit oder unangenehme Folgen wegen begangener Fehler (Sünden) aus der Vergangenheit gibt (vgl.Menac, Fink Arsovski und Venturin (2014: 492)). Das Phrasem ist in seiner Bedeutung evaluativ, da es ein Problem als etwas Dauerhaftes und Ungelöstes beschreibt (perservering, tireless). Folglich wird das Beispiel der Bewertungskategorie „(un)entschlossen” zugeordnet.

In diese Kategorie fällt ebenfalls das Phrasem oči u oči, das im Kontext evaluativ wird:

(15) Ali neka dođemo oči u oči pa ćemo vidjeti tko će izaći kao pobjednik! – zaključio je Mandžukić.[25] (VL, 12. Juni 2012)

Im Beispiel (15) befindet sich das Phrasem oči u oči (wortwörtliche Übersetzung Auge in Auge) mit der Bedeutung „direkt” (vgl.Menac, Fink Arsovski und Venturin (2014: 392)). Das Phrasem ist erst im Kontext evaluativ und bezeichnet die direkte Konfrontation der Spieler und Gegenspieler. Die Spieler werden als zielstrebig (resolute) bewertet. Es wurde der Kategorie „(un)entschlossen” zugeordnet, die auf die Frage „wie (un)abhängig jemand oder etwas ist” antwortet.

(un)ethisch

4.2.4.

In diese Kategorie lassen sich evaluative Phraseme okrenuti leđa, staviti soli na rep und podmetnuti/podmetati nogu komu einreihen. Ihr werden aber keine Phraseme, die erst im Kontext evaluativ sind, zugeschrieben.

(16) Svakako je jedan od najjačih. Kod Trapattonija najviše cijenim to što je fantastično organizirao tu irsku momčad, svi ga igrači slijede i slijepo mu vjeruju, a to je moguće samo ako ga cijene. Igrače, naime, ne možeš varati, možeš ih prevariti jednom, dva, pa i tri puta... Ali, četvrti će te put provaliti i ako si folirant, okrenut će ti leđa.[26] (Bilić) (VL, 10. Juni 2012)

Im Beispiel (16) befindet sich das Phrasem okrenuti/okretati leđa komu, čemu (wortwörtliche Übersetzung jemandem den Rücken kehren) mit der Bedeutung „jemanden oder etwas verlassen, jemanden ignorieren oder mit jemandem die Beziehung beenden” (vgl.Menac, Fink Arsovski und Venturin (2014: 283)). Das Phrasem ist auch ohne Kontext evaluativ, weil diese Handlung als ehrfurchtslos und respektlos (irreverent) bewertet wird. Demnach ist dieses Beispiel Teil der Kategorie „(un)ethisch”.

(17) Pogrešno je razmišljati da smo ulaskom u četvrtfinale napravili dovolj­no. Lijepe riječi koje će nas dočekati nakon ispadanja slaba su utjeha – zaključio je Hodgson koji je već „stavio soli na rep” Talijanima.[27] (VL; 25. Juni 2012)

Im Beispiel (17) befindet sich das Phrasem staviti soli na rep komu (wortwörtliche Übersetzung jemandem Salz auf den Tierschwanz legen) mit der Bedeutung „erfolgslos versuchen, jemanden zu fangen oder zu überlisten” (vgl.Menac, Fink Arsovski und Venturin (2014: 548). Das Beispiel ist in seiner Bedeutung schon evaluativ, weil diese Handlung als unmoralisch und unakzeptabel (corrupt, immoral) bewertet wird, so dass es ebenfalls der Bewertungskategorie „(un)ethisch” zugeordnet wird.

(un)wahrhaft

4.2.5.

Die Kategorie (un)wahrhaft umfasst nur das evaluative Phrasem pokazati (svoje) pravo lice. Dieser Kategorie werden ferner keine Phraseme, die erst im Kontext evaluativ sind, zugeschrieben.

(18) Moramo igrati kao protiv Turske, to je bilo naše pravo lice, uvjeren sam da ćemo tako dobri biti i protiv Iraca.[28] (VL, 8. Juni 2012)

Im Beispiel (18) befindet sich das Phrasem pokazati/pokazivati <svoje> pravo lice (wortwörtliche Übersetzung jemandem sein wahres Gesicht enthüllen) und bedeutet „etwas nicht verbergen (Gefühle, Gedanken) oder seine wahre Natur zeigen” (vgl.Menac, Fink Arsovski und Venturin (2014: 288)). Die Bedeutung des Phrasems ist auch ohne Kontext evaluativ, da es sich auf etwas Ehrliches und Offenes (truthful, honest, frank) bezieht. Daher zählt das Beispiel zu der Bewertungskategorie „(un)wahrhaft”.

Diskussion und Schlussfolgerung

5.

Bewertung kann in Texten mit unterschiedlichen sprachlichen Mitteln erzeugt werden, je nach dem Texttyp und nach dem Zweck des Textes. In diesem Beitrag wurden Zeitungsartikel über Fußball in Betracht gezogen, da es zu erwarten war, dass die Berichte und Interviews mit den Spielern und Trainern bewertende Aussagen enthalten würden. Es wurde von der Annahme ausgegangen, dass bewertende Sprache neben Adjektiven, Substantiven und Verben auch Phraseme[29] umfasst. Phraseme können nämlich emotionale Einstellungen „entweder in ihrer Bedeutung enthalten oder im Kontext mit emotiven Lexemen vorkommen” (Pavić Pintarić (2015: 90)). Wie schon im theoretischen Überblick gezeigt wurde, ermöglichen Phraseme dem Leser, die evaluative Bedeutung im Text genauer zu verstehen.

Die Analyse nach den Ansätzen der Bewertungstheorie zeigte, dass die Kategorie Urteil (judgement) folgende Klassen in den untersuchten Korpora umfasst: (un)üblich, (un)fähig, (un)entschlossen, (un)ethisch und (un)wahrhaft. Die deutschen und kroatischen Zeitungstexte weisen darauf hin, dass Phraseme in beiden Sprachen in zwei Gruppen eingeteilt werden können: diejenigen, die an sich eine evaluative Bedeutung tragen und diejenigen, die ihre evaluative Bedeutung erst im Kontext realisieren.

Im untersuchten Korpus wurden 127 Phraseme belegt; davon sind 85 deutsche und 42 kroatische Phraseme (Diagramm 1).

Diagramm 1. Evaluative Phraseme
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Von 85 deutschen Beispielen sind 37 der Kategorie „(un)fähig”, 20 der Kategorie „(un)üblich”, 16 der Kategorie „(un)entschlossen”, 10 der Kategorie „(un)ethisch” und 2 der Kategorie „(un)wahrhaft” zugeordnet (Diagramm 2).

Diagramm 2. Deutsche Beispiele nach der Bewertungstheorie
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Von 42 kroatischen Phrasemen sind 23 der Kategorie „(un)fähig”, 8 der Kategorie „(un)üblich”, 7 der Kategorie „(un)entschlossen”, 3 der Kategorie „(un)ethisch” und 1 der Kategorie „(un)wahrhaft” zugeordnet (Diagramm 3).

Diagramm 3. Kroatische Beispiele nach der Bewertungstheorie
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In der deutschen Sprache drücken die meisten Phraseme die Kategorie (un)fähig aus, sogar 44%. Andere Kategorien sind weniger vertreten, sie folgen der Reihe nach (un)üblich, (un)entschlossen, (un)ethisch und (un)wahrhaft. In der kroatischen Sprache ist es ähnlich. Die meistvertretene Kategorie ist (un)fähig mit 55%. Andere Kategorien sind proportional mit denen in der deutschen Sprache bzw. es folgen (un)üblich, (un)entschlossen, (un)ethisch und (un)wahrhaft.

Phraseme jeder Kategorie wurden nach ihrer evaluativen Bedeutung in zwei Gruppen eingeteilt, diejenigen, deren Bedeutung schon evaluativ ist und diejenigen, deren Bedeutung erst im Kontext evaluativ wird. In der deutschen Sprache gibt es 73,6% evaluativer Phraseme und 26,4% derjenigen, die erst im Kontext evaluativ sind, während in der kroatischen Sprache 95,8% evaluativer Phraseme und 4,2% derjenigen, die erst im Kontext evaluativ sind, vorkommen. Weil es mehrere deutsche als kroatische Belege gibt (85 deutsche und 42 kroatische), können nur einige Tendenzen im Diskurs bezogen auf untersuchte Meisterschaft­en besprochen werden. Diese Zahlen beweisen, dass Phraseme eine inhärent evaluative Bedeutung in Bezug auf Fußball als Thema haben, d.h. dass im Zeitungsfußballdiskurs beider Sprachen die Bewertung direkt an Phrasemen und nicht am Kontext erkannt werden kann.

Die erste Gruppe umfasst in beiden Sprachen Phraseme, die eine evaluative Bedeutung haben, die sich in den untersuchten Texten auf das Verhalten und den Erfolg oder gutes Spiel beziehen. Das Verhalten wird u.A. mit folgenden Phrasemen bewertet: in der Kategorie (un)üblich z.B. große Augen machen, jmdm. die Sprache verschlagen/rauben, die Katze im Sack kaufen, davon/deswegen geht die Welt nicht unter, wie ein Storch im Salat, (klar) auf der Hand liegen, sich die Hände reiben, in der Kategorie (un)entschlossen sich jmdn., etw. vom Leibe halten, ein Fels in der Brandung; in der Kategorie (un)ethisch jmdm. den Mund verbieten und in der Kategorie (un)wahrhaft die Augen vor etw. verschließen. Die Kategorie (un)fähig wies keine evaluativen Phraseme in Bezug auf das Verhalten auf.

Den Erfolg bei der Europameisterschaft bezeichnen evaluative Phraseme, die nur der Kategorie (un)fähig angehören, z.B. bei jmdm. eine große/gute/dicke Nummer haben, (mit jmdm., etw.) das große Los ziehen, sich einen Spaß daraus machen, etw. zu tun, ein toter Punkt, die Rechnung geht (nicht) auf, jmdm. auf die Finger sehen/schauen/gucken, sich Asche aufs Haupt streuen, etw. im Schlaf können/beherrschen, rote Zahlen schreiben, jmds. /einer Sache verlängerter Arm sein, das A und O, jmds. Herz/die Herzen/alle Herzen im Sturm erobern, kein Bein auf die Erde kriegen und jmdn./etw. unter einen Hut bringen.

In der kroatischen Sprache werden das Spiel und das Verhalten bewertet. Das Spiel bewerten folgende evaluative Phraseme: in der Kategorie (un)üblich iz snova; in der Kategorie (un)fähig z.B. dati sve od sebe, na visokoj razini, pogodak u sridu, pun pogodak, biti na visini, tvrd orah, naučiti lekciju, biti na istoj (je­dnakoj) valnoj dužini, držati u šahu koga, pohvatati (sve) konce/niti, (bit) upisan zlatnim slovima (gdje), oko sokolovo, najslabija karika und in der Kategorie (un)ethisch nemati repove.

Das Verhalten wird mit folgenden evaluativen Phrasemen bewertet: in der Kategorie (un)üblich ne dati mira komu, ključno pitanje, (to) nije mala stvar, okrenuti ploču, ući u povijest; in der Kategorie (un)ethisch okrenuti leđa, staviti soli na rep und in der Kategorie (un)wahrhaft naše pravo lice.

Die zweite Gruppe beinhaltet Phraseme, die eine Bewertung erst im Kontext ausdrücken. Dazu gehören im deutschen Korpus folgende Phraseme: in der Kategorie (un)üblich jmdm./für jmdn. den/die Daumen halten/drücken, zum Greifen nah(e), unter vier Augen, einer Sache freien/ihren Lauf lassen, jmdn. in Fahrt bringen; in der Kategorie (un)fähig z.B. jmdn./etw. ins Spiel bringen, es ist (höchste/allerhöchste, hohe) Zeit, etw. ins Rollen bringen, etw. unter Beweis stellen, zum Zuge kommen; in der Kategorie (un)entschlossen z.B. jmdm. in die Beine fahren, jmdn. zur Seite nehmen und in der Kategorie (un)ethisch jmdm. das Wort geben/erteilen, bis ins Mark, etw. aus der Hand geben, jmdm. in Hände fallen/kommen.

Aus den Beispielen ist ersichtlich, dass das Sprechen über das Spiel und zugleich Bewertung des Spieles oder der Zustände im Kontext eine wichtige Rolle spielen. Im Kroatischen bekommen folgende Phraseme eine bewertende Bedeutung erst im Kontext: in der Kategorie (un)üblich u najmanju (krajnju) ruku; in der Kategorie (un)fähig kao na tekućoj (pokretnoj) vrpci (traci) und in der Kategorie (un)entschlossen oči u oči. Sie beschreiben vielmehr in ihrer bewertenden Stell­ungnahme die Art der Kommunikation (direkte Kommunikation), die Spielart oder die Zustände.

Die Korpora weisen keine Ähnlichkeit in Struktur oder Bedeutung zwischen den Phrasemen, die als Bewertung verwendet werden, auf. Es wurden einige Phraseme festgestellt, die im Korpus mehrmals vorkommen, sind aber keine phraseologischen Äquivalente. Im kroatischen Korpus wurden Phraseme (kao) iz snova, pun pogodak, dati sve od sebe und na visokoj razini belegt, die wegen ihrer intensivierenden Bedeutung auch in Bezug auf andere Themen verwendet werden können. Dabei bezieht sich nur die Konstituente pogodak auf sportlichen Erfolg. Im deutschen Korpus wurden im Vergleich zu kroatischen ganz unterschiedliche Phraseme mehrmals belegt: Spaß daraus machen, einer Sache freien Lauf lassen, Nummer eins und große Nummer. Die genannten Belege in beiden Sprachen lassen schlussfolgern, dass einige evaluative Phraseme in Zeitungsartikeln über Fußball gerne verwendet werden.

Diese kleine Untersuchung weist darauf hin, dass Phraseme in deutschen und kroatischen Zeitungstexten über Fußball vor allem zur Bewertung des Spieles und des Verhaltens verwendet werden. Dabei bietet die Bewertungstheorie ein Analysemuster an, das in der Phraseologie zu kontrastiven Zwecken gut anzuwenden ist. Die kontrastive Analyse weist auf die Ähnlichkeiten im Gebrauch der evaluativen Phraseme in deutschen und kroatischen Zeitungstexten über Fußball hin, aber dabei handelt es sich nicht um phraseologische Äquivalente. Weitere Untersuchungen zur Verwendung der Phraseme im Fußballdiskurs bezogen auf weitere Domänen der Bewertungstheorie (Anteilnahme und Graduierung) sowie auf andere Sprachen wären erforderlich.

Notes

[1] In diesem Beitrag wird der Begriff Bewertung als Entsprechung für Englisch „evaluation” verwendet.

[2] Phraseme sind Ausdrücke, die aus mehr als einem Wort bestehen und sind Kombinationen von Wörtern, die den Sprechenden „genau in dieser Kombination (eventuell mit Varianten) bekannt sind” (Burger 2015: 11).

[3] Im weiteren Text wird für diese Zeitung die Abkürzung DZ verwendet.

[4] Im weiteren Text wird für diese Zeitung die Abkürzung VL verwendet.

[5] Thompson und Alba-Juez (2014: 4) nennen deutsche Philosophen Jürgen Habermas und Karl-Otto Apel, die als Gründer der modernen Diskursethik gelten. Das Interesse für Bewertung in der Sprachwissenschaft stieg Anfang des 21. Jhs. (vgl. dazuThompson und Alba-Juez (2014: 5), obwohl die Verbindung der Sprache und der Gesellschaft im Rahmen der sprachwissenschaftlichen Disziplinen Kritische Diskursanalyse und Diskurssemantik erst in den 1990er Jahren untersucht wurde. Dabei wurden sowohl die „gesellschaftlich-historische Einbettung” der Sprache als auch „ihre Funktion bei der Konstitution von Gesellschaft und Wissen” beachtet (Spitzmüller und Warnke 2011: 78f.).

[6] Zur Verbindung zwischen Beurteilung und Emotion s. ausführlicher Jahr (2000).

[7] Die maskuline FormBewerter schließt Frauen und Männer mitein und dies wird auch für den weiteren Verlauf bei Begriffen, wie z.B. Sprecher beibehalten.

[8] Fiehler (1990,2010) unterscheidet auch den expliziten und impliziten Ausdruck und zwar als Erlebensthematisierung und Erlebensausdruck.

[9] Hunston (2011: 10) listet unterschiedliche Termini auf: die sich auf Bewertung beziehen:appraisal, stance, sentiment, evaluative, attitudinal or affective language, metadiscourse und evaluation.Haddington (2004: 103) sieht den Begriff stance als Synonym der folgenden Konzepte: (epistemic and deontic) modality, evaluation, subjectivity, epistemicity, footing, alignment, assessment, agreement, die sich auf die Einstellung des Sprechers oder Hörers beziehen, ihre Emotionen, Wünsche und Glauben ausdrücken.Thompson und Alba-Juez (2014: 10) sehen stance als einen abstrakten Begriff, während evaluation sich auf den Ausdruck (expression) bezieht.

[10] Martínez Caro (2014: 322) nennt folgende drei Parameter der Bewertung, die aufThompson und Hunston (2000: 23–25) fußen: (a) Wert (die Opposition von positiv/negativ oder gut/schlecht), (b) Grad der Gewissheit oder Wahrscheinlichkeit (die Opposition wahrscheinlich/unwahrscheinlich oder gewiss/ungewiss) und (c) Wichtigkeit oder Relevanz (die Opposition wichtig/unwichtig, wert/nicht wert, Aufmerksamkeit verdient/nicht verdient). Darauf folgend werden in der Analyse Adjektive wiecompact, accessible frustrated, exhausted, angry, Substantive worth, dignity, corruption, piracy, poverty, disease, intolerance, racism xenophobia und Verben stalked, captured, smuggled, poisoning, bully angegeben (Martínez Caro 2014: 330f.).

[11] Bewertungen können mehr oder weniger intensiv sein durch eine Reihe von Mechanismen, wie z.B. durch Einfügung des modifizierenden Adverbs (very/fairly miserable), durch intensivierte Lexik (brilliantly as opposed to competently) und Wiederholung (we laughed and laughed and laughed) (vgl.Hunston 2011: 152).

[12] Daraus leitet sich die Frage ab, inwieweit unterscheidet sich die Fußballsprache von der allgemeinen Sprache.Bergh und Olander (2012: 16ff.) sind der Meinung, dass es viele Überlappungen gibt, da bspw. einige Fußballausdrücke als Metaphern in der allgemeinen Sprache verwendet werden.

[13] Einen Überblick über die Forschung zum Thema gebenBergh und Olander (2012).

[14] Hier werden einige Beispiele für diese Kategorie ausMartin und White (2005: 53) gegeben: (+)lucky, fortunate, charmed; normal, natural, familiar; cool, stable, predictable; (-) unlucky, hapless, star-crossed; odd, peculiar, eccentric, usw.

[15] Martin und White (2005: 53) erklären diese Kategorie mit folgenden Adjektiven: (+)powerful, vigorous, robust; sound, healthy, fit; adult, mature, experienced; sensible, expert, shrewd; competent, accomplished; successful, productive; (-) mild, weak, whimpy; immature, childish, helpless; slow, stupid, thick; incompetent; unaccomplished; unsuccessful, unproductive, usw.

[16] Folgende Adjektive beschreiben die Kategorie: (+)plucky, brave, heroic; careful, thorough, meticulous; tireless, persevering, resolute; faithful, loyal, constant; (-) timid, cowardly, gutless; rash, impatient, impetuous; unreliable, undependable; unfaithful, disloyal, inconstant, usw.(Martin und White 2005: 53)

[17] Adjektive, die diese Kategorie beschreiben sind: (+)truthful, honest, credible; frank, candid, direct; discrete, tactful; (-) dishonest, deceitful, lying; deceptive, manipulative, devious; blunt, blabbermouth (Martin und White 2005: 53).

[18] Diese Kategorie umfasst lautMartin und White 2005: 53) folgende Adjektive: (+)good, moral, ethical; fair, just; sensitive, kind, caring; polite, respectful, reverent; (-) bad, immoral, evil; corrupt, unfair, unjust; vain, snobby, arrogant; selfish, greedy, avaricious, usw.

[19] In den Fußnoten werden kroatische Beispiele übersetzt, wobei Phraseme wörtlich dargestellt werden, so dass die Besonderheit der kroatischen Belege behalten bleibt. Die Übersetzung lautet: Vor dem Spiel haben wir gesagt, dass wirauf einem hohen Niveau spielen müssen, und das haben wir gemacht. Es scheint einfach zu sein, war es aber nicht. Wir haben alle alles von sich gegeben – sagte Modrić (...).

[20] Die Bedeutung der kroatischen Phraseme wurde aus dem Wrterbuch vonMenac, Fink Arsovski und Venturin (2014) übersetzt.

[21] Azzurri spielen attraktiven Fußball, die Spielzüge folgenwie auf dem Fließband, und Tradition, die nicht unbedingt etwas zu bedeuten hat, steht auf der Seite der Elf nicht. Sie haben nämlich auf größeren Turnieren nie gegen Italiener triumfiert, dreimal wurden sie besiegt, einmal haben sie einen Punkt gezogen.

[22] Es war ein Start aus dem Traum, 3:1 (2:1) Sieg über Irland hat jetzt Ruhe in unsere Mannschaftskabine gebracht, aber auch ein gesundes Selbstbewusstsein vor dem Zusammenstoß mit Spaniern und Italienern.

[23] Als ob siein kleinster Hand gegen einen durchschnittlichen, ihnen gleichen Gegner gespielt hätten, wütete der irische Trainer Giovanni Trapattoni nach der Niederlage gegen Spanien (O:4) und dem mathematischen Abschied von Euro.

[24] Es ist Fußball, nichts Anderes, wirhaben keine Rattenschwänze” von früheren gegenseitigen Spielen. Wir alle haben ein Recht auf Emotionen.

[25] Aber wenn wirAuge in Auge kommen, sehen wir, wer als Gewinner darauskommt! – beschloss Mandžukić.

[26] Er ist auf jeden Fall einer der stärksten. Bei Trapattoni würdige ich am meisten, dass er die irische Mannschaft fantastisch organisiert hat, alle Spieler folgen ihm und vertrauen ihm blind, und das ist nur möglich, wenn alle ihn schätzen. Den Spielern kann man nichts vormachen, man kann sie ein-, zwei-, dreimal betrügen, aber beim vierten Mal werden sie einen durchschauen, und wenn man ein Schwindler ist,kehren sie einem den Rücken zu.

[27] Es ist falsch zu denken, dass wir mit unserem Eintritt ins Viertelfinale genug getan haben. Schöne Worte, die uns nach dem Ausscheiden aus dem Turnier erwarten, sind ein schwacher Trost – beschloss Hodgson, der schon ItalienernSalz auf den Tierschwanz gelegt hat.

[28] Wir müssen wie gegen die Türkei spielen, das warunser wahres Gesicht, ich bin überzeugt, dass wir so gut auch gegen die Irländer sein werden.

[29] Zu der Darstellung der bewertenden Bedeutung der Phraseme als Ausdruck der Intensität und Quantität vgl.Pavić Pintarić (2015).

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