Synthesis philosophica, Vol. 27 No. 1, 2012.
Original scientific paper
Ökologische Leugnung: weshalb wir in der Änderung unserer umweltfeindlichen Praktiken versagen
Tomaž Grušovnik
; University of Primorska, Scientific and Research Centre of Koper, Koper, Slovenia
Abstract
Allen bereitwillig verfügbaren Tatsachen und Zahlen hinsichtlich der menschenbedingten Naturgefährdung zum Trotz verschließt sich weiterhin ein Großteil der Öffentlichkeit der Gewissheit, dass die Umwelt unter unserem Vorgehen zu leiden bekommt. Diese Einsichtsablehnung, gepaart mit dem umweltlichen Motivationsmangel, wurde derart offenkundig, dass sie das Augenmerk der Wissenschaftler und Psychologen auf sich gerichtet hat, die bemüht waren, sie aus diversen Blickwinkeln auszudeuten. Beispielshalber lässt sich der Unglaube an dem Klimawandel nur mühsam darlegen ohne Berufung auf den Mechanismus, der aufs Beste als „ökologische Leugnung“ bezeichnet wurde. Die Analyse deutet darauf hin, die Menschen seien geneigt, anthropogene Umweltschäden zu bestreiten, weil deren persönliche Identitäten samt ihrer Suche nach dem Sinn des Lebens auf den konsumorientierten Modus Vivendi angewiesen sind. Bewusst oder unbewusst dem Dilemma gegenübergestellt – entweder einzuräumen, ein derartiger Lebensstil setze das Dasein auf dem Planeten aufs Spiel (sowohl ihr eigenes Wohlsein als auch jenes ihrer Kinder) und daher dessen Konsequenzen bzw. die Verantwortlichkeit für den Umbruch zu akzeptieren, oder dagegen den Ablauf des Umweltniedergangs generell zu verneinen – entscheiden sie sich für die letztere Option. Eine solche Wahl ist desgleichen angeregt durch Knappheit an soliden Alternativen, um die frische, „grünere“ Identitäten aufgebaut werden können. Jedwedes Vorhaben, die öffentliche Meinung in puncto anthropogener Umweltbelastung zu beeinflussen, als auch jegliche Strategie, ein abruptes Ende der umweltschädlichen Verfahrensweisen zu befürworten, dürfte infolgedessen einen Misserfolg erleben, wenn sie es verfehlen sollte, neuen Boden für die Identitätserschaffung vorzubereiten.
Keywords
déni écologique; écologie sociale; psychologie du comportement consumériste; Erich Fromm
Hrčak ID:
94707
URI
Publication date:
1.10.2012.
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