Synthesis philosophica, Vol. 22 No. 1, 2007.
Original scientific paper
Gedanke und Sache
Urs Richli
Abstract
Ich behandle die Frage, welche Bedeutung die Einheit von Gedanke und Sache hat, die Hegel als Grundvoraussetzung der Wissenschaft der Logik einführt, wenn man sie als Definiens des Logischen selbst fasst. Ich versuche die Frage vor allem durch eine Auslegung ausgewählter Abschnitte in dem Kapitel „Kraft und Verstand, Erscheinung und übersinnliche Welt” in der Phänomenologie des Geistes zu klären. Hegel exponiert hier das Resultat der Dialektik des Kapitels „Die Wahrnehmung oder das Ding und die Täuschung” als „Einheit des Fürsichseins und des Für-ein-Anderes‑Seins” (Ph.d.G. S. 108) und bemerkt zu diesem Resultat: „Es scheint zunächst nur die Form der Momente zu betreffen; aber das Fürsichsein und das Für-Anderes-Sein ist ebensowohl der Inhalt selbst, …” (Ph.d.G. S. 108 f.) Ich verstehe diese Einheit als die von Gedanke und Sache. Diese Einheit tritt ein, wenn man die Kategorien, wie Hegel sich in der Logik und der Enzyklopädie ausdrückt, an ihnen selbst betrachtet. Den Zusammenhang der spekulativen Betrachtung und der Einheit von Gedanke und Sache bestimme ich folgendermaßen: Eine Kategorie wird an ihr selbst betrachtet, wenn sie weder auf Instanzen eines außerlogischen Applikationsbereichs bezogen, noch als Inhalt höherstufiger Prädikationen thematisiert wird. Wenn man z.B. das Eidos „Unterschied” an ihm selbst betrachtet, denke ich es als die Sache „Unterschied”, d.h. als Unterscheiden. Die Einheit von Gedanke und Sache ergibt sich von selbst und ist nicht das Resultat einer Interpretation oder äußeren Manipulation. Ich versuche meine Auslegung durch die Kritik anderer Ansätze (W. Cramer, D. Wandschneider, K. Hartmann) zu profilieren.
Keywords
Logik – Phänomenologie des Geistes; Gedanke – Sache; Form –Inhalt; Selbstbezug; Metaund Objektstufe; Objektivierung
Hrčak ID:
16501
URI
Publication date:
6.8.2007.
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