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Original scientific paper

Das szenische Präsens im altkirchenslawischen

Radoslav Večerka


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page 595-602

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Abstract

Im Altkirchenslavischen dienen die Präsensformen von perfektiven Verben
üblicherweise als Ausdrucksmittel des funktionalen Futurums. In Formationen
spezifischen Genres, in den sogen. Rubriken in Euchologium Sinaiticum, sind aber die Präsensformen von perfektiven Verben auch in nichtfuturaler, eigentlich „präsentischer“ Funktion/Bedeutung bezeugt. Oberflächlich suggerieren sie somit ihren quasi narrativen Charakter, durch den diese Verwendungsweise gerechtfertigt werden könnte. Es erweist sich nämlich der Unterschied zwischen den deskriptiven und den narrativen Texten im Allgemeinen als relevant. Während die ersten
überwiegend Behauptungen, Feststellungen u. ä. m. flach, in einer Linie aussagen, wird im zweiten Texttyp ihr zu erzählender Sachverhalt in zwei Linien dargestellt. Die eine Linie, im Vordergrund der Erzählung, sichert den fl iessigen Fortgang der geschilderten Ereignisse auf der Zeitachse, während die andere hingegen die gleichzeitig, parallel dazu verlaufenden Aktionen, bzw. die allgemeine Situation, in
der die Geschehnisse im Vordergrung zustandekommen. Die szenischen Bemerkungen
in EuchSin führen die Handlungen, Akte usw. der am Ritual teilnehmenden Personen auf, wie z. B. popъ strižetъ i glagolję sice … i poimvtъ i črьnьci i postrigvtъ i. Derartige Aussagen können jedoch nicht als tatsächliche Erzählung (narrativer Text) gewertet werden: Sie sind nicht in die Vergangenheit transponierbar und sagen auch trotz ihrer Indikativform keine Konstatierungen, Feststellungen aus, sondern das, was die handelnden Personen zu tun haben, d. h. eigentlich eine normative, anweisende, auftragende, ja fast befehlende Modalität.

Keywords

deskriptiver Text; Vordergrunds- und Hintergrundslinie narrativen Textes; Tempuskategorie; Praesensformen von perfektiven und imperfektiven Verben

Hrčak ID:

22388

URI

https://hrcak.srce.hr/22388

Publication date:

29.3.2008.

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